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c) Erwerbung des Jahdebusens, 1853. Von größerer Be¬
deutung war die Erwerbung des Jahdegebiets zur Aufnahme
einer neu zu gründenden Flotte, deren Notwendigkeit der dänische
Krieg gelehrt hatte. Friedrich Wilhelm IV. brachte die Flotte
bis auf 57 Schiffe.
6. Kunst, Wissenschaft und Gewerbthätigkeit. Während sich
die politischen Verhältnisse unter der Regierung Friedrich Wilhelms IV.
nicht völlig den Wünschen des Königs entsprechend entwickelten, hat hin-
' gegen sein feiner Kunstsinn nnd sein lebhaftes Interesse für alles
geistige Leben die Zeitgenossen mächtig angeregt. Auch in der Gc-
werbthätigkeit machten sich die Verfassungskämpfe nicht in der schäd¬
lichen Weise geltend, als man hätte denken sollen.
a) Der König sammelte die vorzüglichsten Meister der Kunst um
sich und ehrte sie mit seiner persönlichen Freundschaft. Die
Malerei, welche bisher in Preußen gegen die übrigen Künste
zurücktrat, nahm nun einen hohen Aufschwung. Die Maler
Cornelius und Kaulbach wurden aus dem Auslande herbei¬
gezogen. In der Bilduerei schufen Rauch (Reiterstatue Fried¬
richs des Großen) und Schadow (Siegesgöttin auf dem Bran¬
denburger Thore, die Statuen Zietens und Dessauers) unsterbliche
Werke. Namentlich trug der König auch Sorge für die Er¬
haltung historischer Denkmäler; er gab bedeutende Snmmen für
die Vollendung des Kölner Domes und stellte die Marienburg
in Preußen, sowie das Hoheuzolleruschloß wieder her.
b) Die Wissenschaft hatte in Berlin ihre vorzüglichsten Vertreter.
Hier wirkten die Gebrüder Grimm, der Philologe Böckh, der
Ägyptologe Lepsins; ferner Ritter, der Vater der vergleichenden
Erdbeschreibung, und Alexander v. Humboldt.
c) Im allgemeinen wurde allerdings das Streben nach dem
Schönen und Idealen schon überwuchert von dem Interesse für
gewinnbringende Beschäftigungen und Erfindungen. Der König
trug demselben durch Errichtung eines besonderen Ministeriums
für Handel und Gewerbe Rechnung. Außerdem gestattete er in
ausgedehnterer Weise die Anlage von Eisenbahnen und Tele¬
graphenlinien.
7. Die Regentschaft und der Tod des Königs. Im Laufe
des Jahres 1857 erkrankte der König an einem Gehirnleiden, wofür