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B. Rüstungen.
a) Stimmung in Deutschland. Die würdige Abwehr gallischen
Übermutes durch König Wilhelm hatte eine freudige Aufregung
in ganz Deutschland zur Folge. Die bitteren Gefühle, die vor
unferner Zeit die deutschen Stämme gegen einander aufgeregt
hatten, wurden von der Macht patriotischer Begeisterung erstickt.
Süddeutschland, auf dessen Abfall von Preußen Napoleon gebaut
hatte, trat nach dem Vorgänge des hochherzigen Königs von
Bayern auf die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit
den militärischen Vorbereitungen in Preußen gleichen Schritt.
Der vom Könige erneuerte Orden des Eisernen Kreuzes erinnerte
an den gleich freudigen Aufschwung der Nation in den Be¬
freiungskriegen.
b) Die Mobilmachung ging auf deutscher Seite-nach einem von
dem Chef des Generalstabes, General von Moltke, höchst sorg¬
fältig ausgearbeiteten Plane vor sich, demzufolge die ersten Ab¬
teilungen binnen zehn Tagen an der französischen Grenze stehen
mußten.
Levensgang des Grafen Moltke. Hellmuth Graf Moltke,
preußischer Generalseldmarschall (seit 1871), ist am 26. Oktober 1800
in Parchim (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Er verlebte eine Jugend
unter Entbehrungen, trat 1819 ins dänische Militär ein, 1822 in
preußische Dienste. Nach einem 3 jährigen Kursus in der allgemeinen
Kriegsschule zu Berlin wurde er auf Grund seiner Leistungen zum
topographischen Bureau des großen Generalstabes kommandiert. Von
1835—1839 war er, von der preußischen Regierung beurlaubt, in der
Türkei. Im Jahre 1857 übernahm er die Geschäfte als Chef des
großen Generalstabes. Die Pläne der siegreichen Feldzüge in den
Jahren 1864, 1866 und 1870—1871 sind wesentlich sein Werk. Seit
der Einigung Deutschlands ist Gras Moltke ein pflichttreues Mitglied
des deutschen Reichstages.
e) Die Ausstellung der deutschen Heeresmassen erfolgte in
drei Armeen: Die 1. Armee unter dem Befehle des Generals
von Steinmetz versammelte sich als rechter Flügel längs der
Saar bis Saarlouis; die 2. Armee, das Centrum, unter
dem Prinzen Friedrich Karl, hatte mit' der Hauptmacht die
Eisenbahnlinie Homburg bis Neustadt a. d. H. besetzt; die
. 3. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der linke
Flügel, hatte für den Schutz Süddeutschlands zu sorgen und