Full text: Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte

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2. daß die Moldau und Walachei in der Wahl des Obersten 
Alexander Kusa zum Fürsten die Personalunion durchführten 
und den Staat Rumänien bildeten. Nach dem Sturze Kusas 
(1866) wurde Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum Fürsten 
gewählt. 
Auf Abd ul Medschid folgte Abd ul Aziz, 1861—1876, der sich 
anfangs von tüchtigen Staatsmännern leiten ließ, dann aber durch 
sinnlose Verschwendung den Staatsbankerott herbeiführte. Unter ihm 
begannen die Ausstände unter den tributpflichtigen Völkern. Im Jahre 
1876 wurde der Sultan abgesetzt; nach einer kurzen Regierung Mu- 
rads V. folgte 1877 Abd ul Hamid II. 
o) Kriegerische Unruhen auf der Balkanhalbinsel. Bei der 
Lebensunfähigkeit der Türkei hat die Besorgnis um die zukünftige 
Gestaltung der staatlichen Verhältnisse aus der Balkanhalbinsel die 
übrigen Mächte wiederholt beunruhigt und die sogenannte „orientalische 
Frage" wachgerufen. Die Zufriedenstellung Rußlands, das sich als 
den Erben des oströmischen Kaiserreiches betrachtet, und die Handels¬ 
interessen der übrigen Mächte stehen sich hierbei gegenüber. 
A. Aufstände der tributpflichtigen Stämme. 
1. Der Druck und die Grausamkeiten der türkischen Steuerein¬ 
nehmer veranlaßten 1875 einen Ausstand in der Herzego¬ 
wina. Mukhtar Pascha wurde von den Insurgenten, die 
von den Montenegrinern Unterstützung erhielten, zurück¬ 
geschlagen. 
2. Als deswegen der Sultan ein Heer an die Grenze Monte¬ 
negros legte, trat dessen Fürst Nikita, von Rußland beein¬ 
flußt, in den Kampf ein. 
3. Damit war auch für Serbien, das mit den übrigen 
Slaven die feindliche Stimmung gegen die Türkei teilte, 
das Signal zum Ausbruche des Krieges gegeben. 
4. Rumänien nahm ebenfalls eine drohende Haltung ein. 
5. Endlich brach im Mai 1876 in Bulgarien ein Aufstand 
aus, der von den Türken mit entsetzlicher Grausamkeit nieder¬ 
geworfen wurde. 
Im Zusammenhange mit diesen Greueln steht die Ermor¬ 
dung des deutschen und französischen Gesandten in Saloniki, 
und als zu gleicher Zeit der Sultan entthront und der energische 
Minister Hussein Avni ermordet wurde, war der Glaube an die 
Widerstandsfähigkeit der Türkei vollends geschwunden, und die 
Teilnahme Europas wandte sich den Fürsten von Serbien und 
Montenegro zu, die mit Billigung Rußlands den Krieg begannen. 
L. 5*er servische Krieg, 1876. Mit 4 Armeeen rückten die Serben 
in der Türkei ein, mußten sich aber schon nach wenigen Tagen 
auf die Defensive beschränken. Glücklicher waren die Monte-
	        
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