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ergreifen, die den Händen des geschiedenen Kurfürsten fast entfallen 
waren. Erwartungsvoll schaute man ringsum auf den jungen Fürsten, 
den Gustav Adolph schon als elfjährigen Knaben so hoch geachtet hatte, 
daß er ihm seine Tochter Christine zur Gemahlin bestimmte. Die 
Heirat scheiterte an dem harten, unweiblichen Charakter Christinens, 
wie an der Herrschsucht der schwedischen Stände. Sie wollten keinen 
Willensstärken Herrn haben, der überdies reformiert war. 
Auch die Königin von Polen ließ dem jungen Kurfürsten mitteilen, 
daß er sich nicht umsonst die Hand einer polnischen Prinzessin erbitten 
würde; aber Friedrich Wilhelm antwortete, so lange er sein Land nicht 
in Frieden regieren könne, dürfe er sich nach feiner andern Braut 
umsehen, als nach seinem Degen. Selbst als sich der Kurfürst mit 
Luise Henriette vermählte (1646), mochte er vornehmlich in dem 
protestantischen Holland eine Stütze suchen, da die Mark durch den 
Krieg so verarmt war, daß sich der Kurfürst selbst zu seiner Brautfahrt 
das Geld borgen mußte. 
Langsam, aber wohl bedacht, bahnte Friedrich Wilhelm vereint mit 
seiner treuen Gemahlin die Aenderungen zum Heile Brandenburgs au, 
das bald als Mustrr eines bis ins Kleinste treu verwalteten Landes 
galt. Steuer, Zoll, Polizeiwesen wurden geordnet, die Finanzen durch 
ergiebige Verwaltung der Domänen erhöht, wie durch Pflege der 
Landwirtschaft im ganzen Lande. Handelsbeziehungen wurden selbst 
bis nach Afrika und Asien angeknüpft; bereits im Jahre 1647 war 
eine ostindische Handelsgesellschaft gegründet worden. Doch inmitten 
des Kriegsjammers hatte der junge Kurfürst als wichtigste Aufgabe 
erkannt, ein stehendes Heer zu gründen (1653), zu dem die branden* 
burgischen Stände zunächst eine Geldbewilligung auf sechs Jahre ge¬ 
währten. Der einst kaiserliche General Sparr und Derffliuger, von 
dem die Sage berichtet, daß er einst Schneidergesell gewesen, seit 
seinem sechzehnten Jahre in schwedischen Diensten, halfen treulich an der 
neuen Heeresverfassung, welche Kurbrandenburg eine Ehrfurcht ge¬ 
bietende Stellung gab. Schon jetzt schien es beim Tode Ferdinands 111. 
die Kaiserkrone zu gewinnen; doch mußte der Kurfürst zunächst andern 
Interessen Zeit und Kraft widmen. 
In Schweden, das im westfälischen Frieden durch die von Deutsch¬ 
land abgetretenen Gebiete Mitglied des Reichs geworden war, legte 
Gustav Adolphs Tochter Christine (1632—1654) die Regierung nieder, 
nachdem sie der Herrschaft und des Ringens mit den Großen ihres
	        
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