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Spenersche Zeitung in Berlin. Es sollten Politik und sonst welche 
Tagesfragen nicht nur in der hohen Staatskanzlei erwogen werden; 
auch der Mann aus dem Volke sollte Interesse dafür gewinnen. Ol> 
er Reife und Urteilsfähigkeit dazu besaß, war eine andre Sache. Der 
königliche Haushalter suchte mit höchstem Ernst überall das Beste für 
sein Volk zu thun, in der Pflege der einfachen Volksschule, wie für 
Kunst und Wissenschaft, in der Hülfe für Krankenhäuser und sonst 
welche Anstalten, die das Volkswohl förderten. 
Welch hehre Anschauung des Königtums suchte der König in sich 
zu verkörpern, als er seinen Grundsätzen, die lebensvolle That folgen 
ließ: „Ein Fürst ist für die Gesellschaft, was der Kops für deu Körper 
ist, er muß sehen, denken, handeln für die ganze Gemeinschaft, um ihr 
alle Vorteile, deren sie fähig ist, zu verschaffen. Will man, daß die 
Monarchie den Sieg behalte über die Republik, so muß der Monarch 
thätig und unbescholten sein und alle seine Kräfte zusammen nehmen, 
um feinen Pflichten zu genügen." Friedrich II. stand einzig da in- 
mitten seines Jahrhunderts. Er hatte eine durchaus andre Auffassung 
der Fürstenwürde, als sie sich bis dahin breit gemacht, der Fürst ist um 
des Volkes willen da, sein Führer, sein Berater, ein Vater seines 
Landes! das war der uralte Begriff des Königtums; wie war er 
in das Gegenteil verwandelt worden! 
Während in König Friedrich das Morgenrot eines neuen Tages 
für Preußen leuchtete, hatte Oesterreich in den Jahren 1736 — 39 einen 
höchst unglücklichen Krieg gegen die Türken geführt, der die Errungen¬ 
schaften einstiger Siege völlig vernichtet hatte, und der Rat des greisen 
Feldherrn Prinz Eugen, daß Oesterreich vor allem andern eine schlag¬ 
fertige Armee und einen gefüllten Staatssäckel bedürfe, traf eine recht 
wunde Stelle des österreichischen Staatslebens. Bei allen Verhandlungen^ 
die Maria Theresia ein reiches Erbe sicherten, hatte er stets die 
Gefahr betont, welche er in ihrer Vermählung (1736) mit dem gut¬ 
mütigen, aber schwachen Vetter Franz Stephan von Lothringen sah. 
Der bayrische Kurprinz wäre ihm als Hüter der österreichischen Erb- 
lande willkommener gewesen. 
Friedrich Wilhelm I. mochte in der Furcht, daß das geschwächte 
Oesterreich sich Bundesgenossen suchen werde, beit Sohn noch sterbend 
gemahnt haben, niemals preußische Waffen für frembe Inter¬ 
essen barzubieten und barum sebe Allianz, bie nicht 
Preußen biene, ihm kein plus mache, zurück zu weisen.
	        
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