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Was Basedow im 3. Bande seines Elementarwerkes für geogra¬
phischen Unterricht vorschreibt, ist durchaus werthlos oder doch nichts Neues.
Er will den geographischen Unterricht in zwei Curse getheilt wissen. Der
Anfang geschehe mit dem Grundriß einer Stube, Wohnung, Stadt und
bekannten Gegend, und alsdann erst gehe man zur Karte eines Landes bis
zum Erdtheile über. (Vgl. Rousseau.) Außerdem finden sich noch in Base-
dow's Aufzeichnungen viel wunderliche politische und religiöse Bemerkungen,
welche Raumer als „den Männern widerliche, den Kindern völlig unver-
ständliche" bezeichnet. — Aber dennoch scheint die Praxis der Philan-
thropisten in den Realien, also auch im erdkundlichen Unterrichte, eine sehr
tüchtige gewesen zu sein, und namentlich verdient der Umstand die vollste
Anerkennung, daß sie nach Rousseau's Vorbilde den synthetischen Gang
einschlagen, also von der Heimath ausgehen ^) und uur nach und nach zur
Betrachtung des größeren Erdganzen fortschreiten wollen.
Das Anknüpfen der ersten geographischen Unterweisungen an den
Wohnort wird besonders von dem Philanthropien S chütz empfohlen, in
deffen Methodenbuche (Halle 1783) sich neben dem Vorschlage, die Be-
schreibuug der Länder und Städte in Form einer Reise zu geben, viel
Wunderliches vorfindet.^) Wenn die Philanthropisten — nrtheilt Öübbe3)
—- abgesehen von ihrer oft lächerlichen Methode, die Läuterung des Stoffes
der Wissenschaft für den Unterricht erstaunlich wenig beachteten, im Gegen-
theil dadurch schadeten, daß sie diese so recht in das praktische Leben herüber-
ziehen wollten, so ist es doch nicht zu übersehen, daß sie, wie überhaupt,
auch im geographischen Unterrichte auf Klarheit der Begriffe und auf An-
Wendung des Begriffenen hinarbeiteten und nicht wenig dem bloßen Gedächt-
nißwerk entgegengewirkt haben.
Wir gedenken hier einiger Beiträge zur Methodik der Geographie,
welche im Zeitalter der Philanthropisten von Glandorff und Gaspari
geliefert wurden. Das Schriftchen des ersteren (Ansbach 1784) warnt im
Gegensatze zu Schütz vor einer spielenden Behandlung der Geographie,
unterscheidet für den Unterricht eine dogmatische (theoretische) und praktische
Lehrstufe und dringt auf Heranziehung der Vergleichung geographischer
Objecte.^) Gaspari redet in seinem „methodischen Unterricht in der
Geographie" (Weimar 1791) zuerst von verschiedenen Curseu im erdknnd-
lichen Unterricht, von denen jeder den Stoff nach Quantität und Qualität
verschieden zu absolviren habe. Die Schrift erlebte viele Auflagen und
ward viel gelesen, enthält aber neben manchen praktischen Winken auch aben-
tenerliche Ideen und Vorschläge.^)
g. Auch Pestalozzi nahm die Geographie unter die Fächer der allge-
meinen Menschenbildung auf. Allerdings wurde dieselbe in seinen Anstalten
zum Theil in eigentümlich unzweckmäßiger Weise gelehrt. So ließ Pesta-
lozzi eine Reihenfolge von Wörtern, welche geographische Gegenstände
bezeichneten, in alphabetischer Ordnung aufschreiben, und dann mußten seine
Schüler dieselbe bis zur UnVergeßlichkeit sich einprägen. Später sollte diese
alphabetische Nomenclatur in eine wissenschaftliche verwandelt werden. Hören
wir, wie Pestalozzi selbst sich darüber äußert: „Ich weiß nicht, ob es
1) Vgl. z. B. Salz mann, Noch etwas über die Erziehung. Ausgabe von
K. Richter, 89. — 2) Lüdde, Geschichte der Methodologie der Erdkunde/ 11—13.
— 3) 1. c. 13. — 4) 1. c. 13 — 17. — 5) 1. c. 20 — 25.