erfüllt, so tötete er sich vor den Augen des Cyrus, denn er wollte die
Schmach, vom Feinde gefangen genommen zu sein, nicht überleben.
Cyrus ließ^nun der Königin Frieden anbieten, aber sie erwiderte, es
könne von frieden keine Rede sein, so lange er noch einen Fuß breit
tt)ie» Sandes beseht habe. (Sr solle nicht aus die Tapferkeit der Perser
pochen; nicht sie, sondern der Wein habe die Massageten besiegt Sei
er aber noch nicht des Blutes satt, so hoffe sie ihn zu sättigen. In
dem nun folgenden mörderischen Kampfe, in welchem die Massageten
wegen der erlittenen Niederlage und des Todes ihres Königssohnes
racheschnaubend auf die Perser eindrangen, wurden diese vollständig
besiegt; Cyrus selbst fiel. Da soll Tomyris sein abgeschlagenes Haupt
in einen Schlauch voll Menschenblut geworfen haben mit den Worten:
„Nun trinke dich satt, Barbar!" Neuere Forschungen haben indessen
ergeben, daß sich das Grab des Cyrus in der Königsgruft zu Pasar¬
gada befindet. Sein Grabstein trägt die Inschrift: „Ich, Cyrus,
König der Könige." Darnach ist die Nachricht wahrscheinlicher, daß
er in einem Kampfe an der Grenze von Indien schwer verwundet und
dann im Lager, von den Seinen umgeben, gestorben sei.
III. Die Ägypter.
1. Beschaffenheit des Landes.
Der älteste Staat in Afrika ist Ägypten. Es liegt im nordöstlichen
Teile dieses Erdteils und erstreckt sich von Süden nach Norden in einer
Länge von 150 und einer Breite von 2—5 Meilen. Es war außer¬
ordentlich fruchtbar, so daß es im Altertum die Kornkammer Asiens
genannt wurde (vergl. Brüder Josephs, 1. Mose, Kap. 42). Diese
Fruchtbarkeit verdankte es der jährlichen Überschwemmung durch den
Nil. Wenn im Monat Juni auf den Hochgebirgen Abyssiniens und
Südafrikas, den Quellländern des Nils, die Schneemassen schmelzen,
beginnt der Strom anzuschwellen und steigt bis Mitte September, dann
gleicht das ganze Land einem großen See, aus dem die Städte und
Dörfer wie Inseln hervorragen. Damit auch die höher liegenden
Felder überschwemmt werden, find überall Kanäle, Schleusen und
Schöpfräder angebracht, die das Wasser weiter leiten. Ende September
sinkt es allmählich wieder, läßt aber einen fetten Schlamm auf dem
Boden zurück, der künstliche Düngung unnötig macht. Ausgangs Ok¬
tober wird, ohne zu pflügen, gesät; die Saat schießt rasch empor und
im März ist die herrlichste Ernte.
Das Land zersällt in drei Teile: Ober-, Mittel- und Unter-
Ägypten. In ersterem lag die uralte Hauptstadt Theben, als das
„hundertthorige" berühmt, in Mittelägypten die Hauptstadt Mem¬
phis und der künstliche See Möris, den der König Menes hatte
graben lassen, um in nassen Jahren überflüssiges Nilwasser aufzusam-