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10000 macedonische Krieger mit andern persischen Jungfrauen. Er
hatte vor, alle unterworfenen Völker zu einem großen persisch-mace-
donischen Reiche zu vereinigen. Wechselseitige Heiraten sollten ein ge¬
meinschaftliches Band um die Morgen- und Abendländer schlingen.
Nachdem die rauschenden Festgelage beendet waren, begab sich
Alexander nach Babylon.
Diese Stadt sollte die Hauptstadt seines Weltreichs, seine könig¬
liche Residenz und der Mittelpunkt zwischen dem Osten und Westen
werden. Auch die Gesittung und Bildung suchte er unter seinen
Völkern möglichst gleichartig zu gestalten. Deshalb ließ er zahlreiche
griechische Kolonien in allen Teilen seines ungeheuren Reiches gründen
und verbreitete so die griechische Sprache und Bildung durch die ent¬
ferntesten Gegenden. Um den Handelsverkehr zwischen Ägypten,
Persien und Indien besser sichern zu können, plante er eine Er¬
oberung Arabiens.
6. Tod Alexanders. Allein ehe er an die Ausführung seiner
weitschauenden Pläne gehen konnte, legte die kalte Hand des Todes
sich auf ihn. Ein heftiges Fieber, die Folge der großen Anstrengungen,
zum Teil auch der Schwelgerei, welcher er sich ergab, ließ bald alle
Hoffnung auf Genesung schwinden. Wehmütig standen die Feldherren
um sein Lager. Er richtete sich etwas auf und sprach:
„Ich ahne, es werden nach meinem Tode blutige Kämpfe erfolgen."
Man fragte den Sterbenden, wen er zu seinem Nachfolger be¬
stimme? Er antwortete: „Den Würdigsten!"
Hierauf verschied er (323). Er war erst 33 Jahre alt und hatte
nur 12 Jahre und 8 Monate regiert.
f. Parteikämpfe. Was Alexander auf dem Totenbette geahnt,
sollte nur zu bald in Erfüllung gehen. Er hatte keinen Erben hinter¬
lassen, seine Gemahlin Roxane gab erst 3 Monate später einen: Sohne
das Leben; daher betrachteten die Feldherren sich als Erben des Reiches,
das sie hatten erobern helfen. Jeder wollte den größten Anteil, viel¬
leicht das Ganze haben. Darüber entstanden 22 Jahre hindurch wilde
Parteikämpfe und blutige Bürgerkriege, während welcher alle Glieder
der Königsfamilie, die Mutter Alexanders, auch Roxane und ihr
Sohn Alexander, den Tod fanden. Das Weltreich zerfiel in Trümmer.
Nach der Entscheidungsschlacht bei Jpsus in Phrygien (301) teilten
die noch lebenden Feldherren sich in die Beute: Kassander erhielt Mace-
donien und Griechenland, Seleucns ganz Ostasien nebst Syrien und
Phönizien, Ptolemäus Ägypten. Aber Ruhe und Frieden war damit
diesen Ländern noch nicht beschieden. Wiederholte Kämpfe schwächten
die Kraft der neuen Reiche, bis sie zuletzt alle unter die Herrschaft
eines anderen Volkes, unter die Herrschaft der Römer kamen.
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