Full text: Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs (Bd. 4)

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kaner blieben zurück, und nun begann wüstes Schreien und Lär¬ 
men: „Nieder mit der Kammer! Keine Deputirten mehr!'' Der 
Präsident läutete, um Ruhe zu schaffen; man hörte ihn nicht, 
und endlich verließ auch er den Saal. Männer mit gezogenem 
Säbel und gespannter Flinte nahmen die Sitze der Abgeordneten 
ein, schrieen durcheinander, Alle wollten reden, Keiner zuhören. 
Der alte gebrechliche Dupont ward aus den Präsidentenstuhl ge¬ 
hoben. Lamartine wollte reden, ward aber stets unterbrochen. 
„Ich will die provisorische Regierung lesen!" ruft er, aber der 
Lärm dauert fort, denn Jeder hat ein Hoch aus diesen oder jenen 
auszubringen. Lange dauert es, ehe Stille eintritt. Nun verliest 
Lamartine die Namen: Aragv, Dupont, Lamartine, Cremieux, 
Ledru Rolli», Büreau de Pussp, Garnier Pages, Marie! Da 
schwingt ein Kerl die Fahne und ruft: ..Keine Bourbonen mehr, 
eine provisorische Regierung, und dann Republik!" 
Nachdem die neue Regierung auf diese Weise „vom Volke" 
ernannt war, zog sie nach dem Rathhause. Der alte Dupont 
ward in einem Wagen dorthin geschafft, zwei Blonsenmänner nah¬ 
men neben ihm Platz, zwei andere besetzten den Kutschersitz und 
der Fünfte mit einer rothen Fahne postirte sich hinten auf den 
Wagen. Die übrigen Regierungsmänner folgten zu Fuß. La¬ 
martine trank ein Glas Wein und rief: ,,Meine Freunde, das ist 
das Gastmahl, zu dem wir Euch eingeladen haben!" 
Auf diese Weise trat das Haus der Orleans ab und die 
Republik ein. 
Die Republik Frankreich und der Ausstand der Rothen 
(1848). 
Frankreich war nun auch die Orleans los, und der Intri- 
guant Thiers hatte seine Ministerstelle verloren. Die 3000 Mann 
entschlossener Republikaner siegten über 30,000 Mann Truppen 
in Folge der allgemeinen Rathlosigkeit. Der gerichtlich als Be¬ 
trüger verurtheilte Girardin hatte eine Dynastie gestürzt und 
Cremieux sich auf einige Wochen eine Regentenstelle erlogen. 
Ludwig floh über St. Cloud und Trianon nach England, wohin 
ihm seine Familie folgte! Sein Schloß zu Neuilly ward nieder¬ 
gebrannt, die^ Tuilerieu bis auf die nackten Wände ausgeplündert. 
Unter dem Sturmläuten der Glocken und dem Krache« des Ge- 
wehrseners zog die provisorische Regierung nach dem Rathhause. 
Der Platz war voll Menschen. Die Regierungsmänner fanden 
wenig Beachtung und mußten sich vom Menschenstrom treiben
	        
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