— 36 -
Georg sprengte sich nach tapfrer Vertheidigung mit dem Kloster
Sekku in die Luft. Glücklicher waren die Griechen zur See und
in Morea. Denn ihre Flotte siegte bei Mitylene; Tripolizza ward
erstürmt und alle Türken niedergehauen, in Epirus behauptete
sich der tapfere Snliot Marko Bozzans, Odyssms vernichtete
Türkenhaufen bei den Thermopylen, und in Rußland ward die
griechische Revolution populär. Der Krieg zog sich jedoch unter
steten Wechselsällen in die Länge- es fehlte ein gemeinsamer Plan
und eine einheitliche Leitung, und vielen Kapitani war es mehr
um Raub und Erpressung zu thun, als um Befreiung des Volkes.
Doch kam ein Congreß zu Stande mit dem Präsidenten Manro-
kordatos, welcher eine republikanische Verfassung entwarf, und
viele Europäer traten als Freiwillige unter den Namen Phil-
hellenen ins Heer, andere schickten Geld und Waffen. Athen,
Akrokorinth und Napoli bi Romania wurden erobert, dagegen
Chios von den Türken besetzt und die Bewohner ermordet oder
als Sclaven verkauft. Zwei griechische Brander (unter Kanaris
und Papinis) erreichten bald darauf das Admiralschiff, welches
mit dem Pascha und 3000 Soldaten in die Lust flog. Als aber
der Pascha von Janina hinterlistig ermordet war, wodurch die
Sulioteu ins Gedränge kamen, erlitt auch Manrokordatos bei
Petta eine große Niederlage. Nur 25 Philhelleneu überlebten
dieselbe (1822). Doch gewann Kolokotroni bei Argos viele Vor¬
theile, indem die abziehenden Türken in den Engpässen angegriffen
und vernichtet wurden, verbrannte Kanaris bei Tenedos eine
Türkenflotte und behauptete sich Maurokordatos siegreich in Misso-
lunghi. Im Jahre 1823 siegte Odysseus wieder bei den Ther-
mopylen, Bozzaris in Akarnten, wobei er fiel, Missolnnghi hielt
sich, die Türkenflotte richtete nichts ans, und nun rief der Sultan
den Mehmed Ali aus Egypten herbei. Dieser sandte seinen
Sohn Ibrahim mit einer Flotte und 18,000 Mann, aber die
Griechenvereine schickten Geld und Freiwillige, England borgte
800,000 Pfd. Sterling, und Mianlis schlug (1824) wiederholt die
Türkenflotte und zweimal die egyptische, so daß nirgends die Land¬
heere tief in Morea eindringen konnten.
Während ein schauderhafter Rassenkrieg in Griechenland wü¬
thete, beschäftigte auch die Diplomatie sich mit dieser Angelegen¬
heit. Metternich sah in dem Kriege nur eine Auflehnung gegen
den legitimen Souverän unb bewog den Kaiser Alexander, wider
den Willen seines Volkes feindselig gegen die Griechen aufzutreten.
In der Schweiz, Deutschland, Frankreich und England begeisterte
sich zwar die ganze gebildete Welt für die Griechen, aber für die
Regierungen war die Aufrechterhaltung des barbarischen Türken¬
thums Hauptsache, damit nicht etwa Konstantinopel in russische
Hände komme. Eanning, als freisinniger Minister, wollte den