Object: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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schmachten. Erst als auch er eine Bittschrift eingereicht hatte, wurde er aus 
dem Verhafte befreit und legte nun sein Amt als Syndicus nieder. Die 
Ritterschaft gab ihm ein ehrenvolles Zeugniß und 3000 Thaler, die er aber 
nicht als Schmerzensgeld, sondern als einen Beweis der Theilnahme der 
Ritterschaft an seinem Schicksal annehmen wollte. Er wurde bald darauf 
Syndicus in Rostock und spater Rath des Königs Christian IV. 
Wic hier, so gehörte auch sonst Christian Ranzau auf den Landtagen 
zur Opposition, ohne aber dadurch die Achtung seiner Landesherren zu ver¬ 
lieren. Am 28, Juni 1647 beschloß Christian IV., seinen einzigen Sohn 
Friedrich zum Statthalter in den Herzogthümern zu ernennen und ihm die 
Herrschaft Pinneberg, die er eine Grafschaft nannte, zum Erbeigenthum zu 
geben, und wies ihm das Schloß zu Pinncberg zur Residenz an. Als er 
aber im folgenden Jahre starb und Friedrich König ward, trat dieser die 
Statthalterschaft an Christian Ranzau ab. Im folgenden Jahre (28. De- 
cember 1649) trat der Herzog Friedrich III. seinen Antheil an der Herrschaft 
Pinneberg, das Amt Barmstedt, durch einen Kauf- und Taufchvertrag an 
Christian Ranzau ab. Unter Zustimmung des Königs Friedrich III. und der 
Fürsten des Sonderburgschen Hauses ward er nicht bloß Gutsherr dieser 
Landschaft, sondern erhielt alle Hoheitsrechte, wie einst die Schauenburger 
Grafen sie besessen hatten. Als nun Christian Ranzau 1650 im Aufträge 
des Königs nach Wien kam, um die Belehnung von Holstein für seinen 
Herrn zu empfangen, ernannte ihn der Kaiser zu seinem Kammerherrn und 
erhob ihn zum Reichsgrafen, so daß jetzt mitten in Holstein ein kleiner 
unabhängiger Staat, eine Reichsgrafschaft, entstand. Christian Ranzau 
wohnte von nun an den Reichstagen, z. B. dem von Regensburg 1653, in 
doppelter Eigenschaft bei, als Reichsgraf und als Gesandter des Königs. 
Wie sein Großvater, brannte er für alle Arteil des Ruhms. In dem 
letzter: Kriege Christian IV. gegen Schweden, der den Brömsebroer Frieden 
veranlaßte, warb er, damals 30 Jahre alt, auf eigne Kosten ein Freicorps, 
und zwang die schwedische Besatzung in Ripen, sich zu ergeben. Wie seine 
Vorfahren, war auch er ein Beschützer der Kunst und Wissenschaft, und viele 
Gelehrte rühmen seine Talente, seine Kenntnisse und seine'Freigebigkeit; 
als Reichsgraf erhob er sogar einen Gelehrten in den Adelstand. Auch war 
er Mitglied einer adeligen Gelehrtengesellschaft, welche der Fürst von Anhalt 
gestiftet hatte und in welcher jedes Mitglied einen besondern Beinamen 
führte. Christian Ranzau hieß der Gezierte. Er starb, neunundvierzig 
Jahre alt, zu Kopenhagen, den 8. Rovemver 1663. 
Sein Sohn Detlev folgte ihm als Reichsgraf, nicht als Statthalter. 
Den letztern Posten erhielt fein Schwager Friedrich v. Ahlefeld. Mit diesem 
Detlev Ranzau, der ein Zeitgenosse Christian Albrechts war, beginnt der 
Verfall des Ranzau'schen Hauses, und es scheint, als ob er selbst schon mehr 
an den Untergang als an den Aufschwung desselben gedacht hat; ihm schien es 
genug zu sein, wenn nur der Raine bleibe. Denn er erließ schon 1669 eine 
Urkunde, daß beim Aussterben seiner männlichen Nachkommenschaft die Graf¬ 
schaft Ranzau an den König von Dänemark fallen, jedoch von der Grafschaft 
Pinneberg getrennt bleiben und ihren Namen behalten solle. Er starb am 
8. September 1697 zu Hamburg und hinterließ von seiner ersten Gemahlin, 
einer gebornen Brockdorf, drei Kinder, wovon der älteste Sohn Christian
	        
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