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so will ich ein Vorlege-Schloß vor die Thüre legen laßen und . . . « Er besann
sich und befahl dem Plaz-Major ohne Verzug die Gefangenen zu verschließen, auf
8 Tage Brod und Waffer mit in das Gefängnis zu geben und nicht eher wieder
zu eröfnen, bis man zum Schlüsselloch herausriefe, man wolle auf den 1. Februar
400 000 Thlr. zahlen. »Dann, sprach er, werdet ihr Racker wohl Geld haben.
Ich will das Geld von 20 Personen kriegen, die will ich zusammen binden laßen,
wie Hunde«.
Der Plaz-Major mußte auch gleich Dr. Richtern mit dieser Commission nach
dem Schlosse begleiten, um selbige auszuführen. Der Plaz-Major redete sämtliche
Gefangene also an: »Ich bin vom Hauptmann Dyherrn beordnet, ihnen zu sagen,
daß er, wenn sie nicht sogleich willigten, er sie sämtlich einsperren und weder Eßen
noch Trincken zukommen laßen wolle, inmaßen er sich nichts daraus mache, wenn
10 von denen Rackers auf einmal crepirteti«.
Der Hofrath Trier als Exconsul nahm alle Gefangenen enger zusammen, um
ihre Meinung über den harten Antrag zu vernehmen. Die ganze Schaar derer
Gefangenen rief einmüthig, iezo müste man das Leben zu retten die erste Pflicht
seyn laßen und dafür alles hingeben. Kein einiger wendete etwas dagegen ein,
sondern sie verlangten alle, daß gewilliget würde. Dieses wurde dem Hauptmann
gemeldet. Er kam selbst wieder. »Seyd ihr nun vernünfftig worden, rief er mit
höhnischen Gelächter. Haltet ihr es nicht selbst für Uuvernunfft, daß Leute wie
ihr, einen großen König pochen wollen; das ist zu toll und die Uuvernunfft zu
weit getrieben. Der Teufel hat schon viele geholet, wenn er auch den ganzen
Magistrat und Kaufmannschafft holet, so schiert sich der König nicht darum, denn
auf Euch wird der Seegen Gottes nicht ruhen«. Es war eine Stimme derer
Bittenden um gute Termine, aber vergeblich. Der 1. Februar muste der Termin
zu 200 000 Thlrn. und der 4. Februar abermahls zu 200 000 Thlrn. bleiben,
wegen derer 400 000 Thlr. versprach er Vorstellung an des Königs Maj. zu thun.
Auch bedunge er sich Preuß. Silber-Casse-Geld. Er ließ vom Auditeur eine
Obligation mit einer Eydes Formul entwerffen, da man die vorgeschriebenen Termine
zu halten versprach; diese muste Rath und Kaufmannschafft in solidum unterschreiben.
Auch hiervor muste der Rath und Kaufmannschafft den Auditeur bezahlen. Der
Hauptmann selbst vergaß sich nicht und ließ sich seine Härte mit ansehnlichen
Gratificationen bezahlen."
„Die Repartition" — vier Herren vom Rat und von der Kaufmannschaft,
nämlich Hofrat Lange, Dr. Neuhaus, Beyer und Schubert waren mit dieser Auf¬
gabe betraut — „wurde sogleich für die Hand genommen und die repartirtert
Quanta jeden in sein Hauß geschicket. Da diese Termine ohnmöglich gehalten werden
konnten, ob man gleich alle Kräffte anstrengete, so giengen die Peinigungen, welche
etliche Tage cessiret hatten, von neuem an. Die gantze Frantzös. Colonie nebst
vielen andern ansehnlichen Kaufleuten hatten sich aus Furcht derer Martern ent¬
fernt . . . Auch das Kirchen-Geräthe sollte zu Abfindung derer Contribution an¬
gewendet und mit des Hauptmanns Genehmhaltung aus denen Kirchen genommen
werden . . . Das Geld selbst betriebe er mit unglaublicher Härte und Hefftigkeit.
Es wurde alles ohne Unterschied arretiret, auch sogar Professores, welche er zu
Mägden und Haußknechten in die Hauptwache steckte. Denen Gefangenen wurde
außer Commis-Brod und Waffer nichts von Lebens Mitteln zugelassen. Wer zu
ihnen wolte, mußte sich sogar die Schubesäcke visitiren laßen. Denen die Wacht
habenden Unter officiers war bey Straffe 24 mahl Gaßen lauffen, ewiger Cassation
und Vestung-Bau, den Lieutenant aber bey degradation und Spandau verboten,
irgend etwas hinein zu laßen. Sogar kein Medicus wurde admittiret.
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