Kriegsmacht durch die Streitkräfte Deutschlands unentgeltich zu vergrößern. Des¬
halb ward die Einführung der Conscription*) in allen verbündeten Staaten ein
Grundsatz des Bundes; deshalb mußten alle deutschen Völker in allen Kriegen
Frankreichs, wie ungerecht und für Deutschland gleichgültig sie auch waren, kämpfen
und bluten, deshalb mußte das empörende Trauerspiel des Bruder-Krieges die
Geschichte Deutschlands schänden, und deshalb erhielten in den kärglichen Stunden des
Friedens alle deutschen Staaten französische Besatzungen und französische Befehlshaber.
Um diesen unermeßlichen, ununterbrochenen Aufopferungen gewachsen zu seyn,
mußte die Macht der verbündeten Fürsten vergrößert werden. Billig hätte dieß
ans den Mitteln des Protectors geschehen sollen, allein hiervon kann die Geschichte
auch kein Beispiel ausweisen. Bequemer geschahe dieß aus fremden Mitteln. Der
größte Theil der deutschen Regenten ward den wenigem verbündeten Fürsten zur
Verstärkung ihrer Finanzen und ihrer Hülfsmittel Preis gegeben, deutsche Fürsten
wurden aus den Trümmern ihrer Brüder für fremde Macht verstärkt. Wo dieß
noch nicht genügte, da ward das Vermögen der Unterthanen zur freien Willkühr
angewiesen . . . Gleichgültigkeit für das Glück der Unterthanen war daher dritter
H a n p t g r n n d f a tz des rheinischen Bundes2).
. . . Gränzenlose, ungebändigte, blinde Abhängigkeit vom Willen des Pro¬
teetors und dagegen eben so sreies Schaltungsrecht über Leben, Glück und Ver¬
mögen der Unterthanen war ein . . . vierter Hauptgrundsatz . . .
Ein solches Scepter konnte nur geführt werden, so lange die deutschen Fürsten
getrennt von einander gehalten wurden; ... aus dem Bundestage würde der Un¬
wille über solche Behandlung sich ausgesprochen haben, in Beschwerden . . . und
in vereinigte Unzufriedenheit übergegangen feyn. Deutschland und deutsche Fürsten
durften daher keinen Vereinignngspunkt haben, sondern die verbündeten Staaten
mußten ganz getrennt und isolirt gegen einander stehen — war der fünffte . . .
Allein auch das deutsche Volk sollte aufhören, die Bundesvölker sollten feine
Deutschen mehr seyn — dieß war der sechste Grundsatz des Bundes.
Der deutsche Name erweckt in jedem edleren Gemüthe ein freies, himmlisches Ge¬
fühl , verhaßt mußte er dem Unterdrücker Deutschlands seyn, zerstört alles werden,
was an gemeinsames Vaterland, gemeinsamen Ursprung, gemeinsames Interesse er¬
innerte. Nicht einmal den Namen des deutschen Bundes erhielt dieser Bund . . .
Noch fennt die Geschichte fein Gegenstück einer solchen Völferhöhnung, einer Despotie
dieser Art. —
Einem durch Handel, Gewerbe und Künste reichen, sich fühlenden Volfe sann
ein solches Joch nicht auferlegt werden. Nur derjenige der in feiner Heimath nichts
zu verlieren hat, läßt sich willig in jeden Krieg schleppen. Zerstörung der deut¬
schen National - Wohlhabenheit ward daher der siebente Grundsatz des
Bundes . . .
Allein auch ein durch Wissenschaften, geistige Bildung und Verfassung ge¬
adeltes Volf erträgt mit blinder Hingebung fein Joch, sondern ergreift diese erste
Gelegenheit es abzuschütteln. Zum achten Grundsatz des rheinischen
Bundes ward es daher, deutsche Geistesbildung, deutsche freie Verfassungen zu
beschränken, den deutschen Geist abzustumpfen, auf daß nie ein Herrmann erwache.
Aber auch diese Herrschaft befriedigte des Herrschers Herrschsucht noch nicht;
Deutschland war längst in seinen Dekreten zur künftigen Jneorporation in Frank¬
reich bestimmt. Durch Einführung der französischen Verfassung, des französischen
J) Das gesetzlich geregelte System der Aushebung auf der Grundlage der allgemeinen
Wehrpflicht. *) Dies dürste ein zu hartes Urteil sein, vgl. die Briese Napoleons an seinen
Bruder, den König Jerome!