Full text: Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg (Teil 3)

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Zur Erklärung bezw. Anwendung: Einigkeit macht 
stark. Friede nährt, Unfriede zehrt. Ein großes Muster weckt Nach¬ 
eiferung. Ein kluger König (Friedrich II.) ist des Volkes Glück. Gott 
ist ein Geist . . . Gedicht „Gott will es" von Gerok (vergl. Lese¬ 
buch). 
Dinge, die uns noch heutigen Tages an die Kreuzzüge erinnern 
und mit ihnen zusammenhängen? Der Barbarossatraum unseres Volkes; 
der „deutsche Ritterorden" (der Gründer Preußens); der Name „Franken" 
für die Abendländer; die Herrschaft der Türken in Vorderasien und in 
Konstantinopel. 
Worin ist unsere Zeit besser als die Zeit der Kreuzzüge? (Mehr 
innerer als äußerer Gottesdienst, Duldung oder friedliche Bekehrung 
der Andersgläubigen — aber freilich auch weniger Begeisterung für 
Christus.) 
_ Wie viel Opfer an Menschenleben mögen wohl die Kreuzzüge 
gekostet haben? (Schätzung an der Hand der einzelnen Zahlenangaben 
auf zwei Millionen, die wir wohl mit Rücksicht aus die vielen kleinen 
Züge auf vier Millionen Menschenleben und Milliarden Geldes erhöhen 
müssen). 
Ist wohl der Erfolg der Kreuzzüge diese Opfer 
wert gewesen? Nicht der zeitweilige Gewinn eines schmalen 
Küstenstriches von Syrien, sondern höchstens der dauernde Besitz von 
Ägypten und Vorderasien, die Gründung christlicher Reiche in diesen 
Ländern, die Herrschaft christlicher Kultur (konkrete Ausführung) da- 
selbst und damit die Abwehr der türkischen Mißwirtschaft von diesen 
Ländern und von Europa wären jene Opfer wert gewesen. 
Sind nun jene Opfer ganz umsonst gewesen? 
So gewaltige Ereignisse, die 200 Jahre lang die Welt erregen, können 
nicht spurlos am Leben der Völker vorübergehen. Und so haben denn 
auch die Kreuzzüge große Spuren und Folgen hinterlassen, gute 
und schlimme. Einige haben wir schon früher aufgezählt (vergl. 
den Kreuzzug Friedrichs II.): Erhöhung und zuletzt Schwächung des 
Ansehens der Päpste; Achtung und Duldung andersgläubiger Menschen; 
Bekanntwerden der abendländischen Völker mit den Künsten und Wissen¬ 
schaften der Araber, Bereicherung des Abendlandes durch den Handel. 
Dazu können wir noch andere Folgen fügen, die sich leicht einsehen 
lassen: Bereicherung der Kirche durch die Verpfändungen der Güter der 
Kreuzfahrer, von denen die meisten nicht wieder heimkehrten; Zweifel, 
ob die römisch-katholifche Kirche unfehlbar und alleinseligmachend sei; 
Überflutung der Kirchen mit Reliquien aus dem heiligen Lande und 
Anbetung derselben; Erweiterung des engen Anschauungskreises durch 
das Kennenlernen fremder Völker, Städte, Einrichtungen, Handwerke, 
Gewerbe, Sitten und Gebräuche, durch den Einblick in eine andere Art 
des Wohnens und Bauens, des Kämpfens und Genießens, des Garten- 
und Landbaues u. f. w.; wie viel wir von den Morgenländern be¬ 
kommen und gelernt haben, zeigen schon folgende Worte unserer Sprache: 
Kattun, Musselin, Sofa, Matratze, Alkoven, Bazar, Magazin, Tarif,
	        
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