Full text: Römische Geschichte (Abt. 2)

98 Vierter Zeitraum. — § 36. Das augusteische Zeitalter. 
Herr der Dichter und Künstler (ähnlich den griechischen Tyrannen). 
Mäßige Lebensweise (Gegensatz zur Zeit) erhielt ihn trotz häufiger 
Kränklichkeit bis zu hohem Lebensalter. Sein Familienleben war un¬ 
glücklich. Sein Neffe Marcellus, Sohn der Octavia, der Gemahl 
seiner einzigen Tochter Julia, starb früh. Ebenso starben jung die 
Söhne Julias aus deren zweiter Ehe mit Agrippa, C. und L. Cäsar. 
(Verdacht der Vergiftung durch die arglistige 3. Gemahlin Augusts, 
die Kaiserin Livia.*) In Ermangelung eines männlichen Erben 
bestimmteAugustus seinen älteren (ungeliebten)Stiefsohn Tiberius 
zu seinem Nachfolger, der sich von seiner Gemahlin scheiden und 
Julia heiraten mußte. Das anstößige Leben der Julia und ihrer 
Tochter bereitete dem Kaiser Kummer und Verdruß. 
14 n. Chr. starb Augustus nach tatenreichem Leben und landes¬ 
väterlichem Wirken, sechsundsiebzigjährig, zu Nola. Unter Ehrengeleit 
wurde die Leiche nach Rom gebracht und feierlich bestattet (Mauso¬ 
leum noch erhalten). Göttliche Ehren nach dem Tode. Monats¬ 
name Augustus. (Verzeichnis seiner Taten, von ihm selbst verfaßt, 
auf dem Monumentum Ancyranum in Galatien.) 
§ 36. Das augusteische Zeitalter. 
Für bedeutendere Geister hatte das politische Leben keine An¬ 
ziehungskraft mehr. Man entschädigte sich durch eifrige Hingabe 
an Kunst und Wissenschaft, die auch aus diesem Grunde von dem 
feingebildeten Kaiser gepflegt und gefördert wurden. 
Ausgezeichnete Dichter erhielten Jahrgehälter, Geldgeschenke 
oder Landbesitz (höfische Dichtung). Der Kaiser gründete Biblio¬ 
theken (die erste unter Asinius Pollio) und vermehrte die dramatischen 
Festtage. Auch Augusts Freunde pflegten eifrig das geistige Leben. 
So wurde der Name Mäcenas auf ewig zur Bezeichnung eines 
Gönners der Künstler gestempelt. Das Zeitalter Augusts war das 
goldene Zeitalter der römischen Literatur (vgl. das 
penkletsche Zeitalter, le siecle de Louis XIV.). Die Werke 
zeichnen sich, wenn auch nicht durch Ursprünglichkeit (Anlehnung an 
griechische Muster), so doch durch Geschmack aus. 
I. Dich thun ft. 1. P. Vergilius Maro aus Andes bei 
Mantua (f 19 v. Chr. 51 jährig). Seine aus 10 „Eklogen" be¬ 
stehenden Hirtengedichte (Bucolica) lehnen sich an Theokrit an, 
sind aber mit manchen Zügen lebendiger Gegenwart ausgestattet; 
seine „Georgica" sind ein treffliches Lehrgedicht über den Landbau. 
Hauptwerk die „An eit)e“ (VorbildHomer), mit der Vorgeschichte der 
*) Der jüngste Enkel Agrippa Postumus mußte wegen roher Lebens¬ 
weise verbannt werden. (Ränke der Livia?)
	        
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