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Dritter Zeitraum. — § 19. Die innere Lage um 133.
Dritter Zeitraum.
Zeitalter der Bürgerkriege. Die Eroberung der Mittel¬
meerländer vollendet.
Ton den Graccbiscben Clnruhen bis zur Begründung der Monarchie.
133—30 b. Chr.
§ 19. Die innere Lage um m.
A. Die Staatsgewalten. 1. Die Volksgemeinde.
Die Zahl der Bürger wuchs durch Eingemeindungen und Ver¬
leihung des Vollbürgerrechts in größerem Maßstabe. Die
Zahl der Tribns stieg dadnrch auf 35.
Die Zusammenkunft sämtlicher Bürger zu Rom behufs
einer Abstimmung war unmöglich. Die Volksbersammlung
bestand daher nur aus den in Rom ansässigen oder dort sich auf¬
haltenden Bürgern (Vertretung durch Abgeordnete der Anschauung
des Altertums fremd); diese bildete aber, durch Aufnahme bon Frei¬
gelassenen, Klienten, berarmten Bürgern it. a. in die Bürgergemeinde
schon seit dem Censor Appins (). o. S. 6), bald nur eine zusammen¬
gewürfelte Masse.
Zu dieser Entwickelung trug biel bei die Aufhebung des
Übergewichts der besitzenden Klassen bei den Abstimmungen
in den Centuriatkomitien. Eine jede der 3 Klassen erhielt (bald
nach dem 1. finnischen Kriege), der Zahl der Tribus entsprechend,
35 Stimmen der „Älteren" und 35 Stimmen der „Jüngeren",
zusammen 70 Stimmen, auch wurde das Vorstimmrecht der
ersten Klasse entzogen und die Stimmordnung durchs Los fest¬
gesetzt. So wurden die Centuriatkomitien den Tribut-
komitien gleichgestellt.
folge: Die Volksbersammlung wurde jeder Beeinflussung zu¬
gänglich, der Bestechung einer-, der Einschüchterung andererseits.
Der Adel erlangte durch seine unermeßlichen Reichtümer und seine
Gefolgschaft zahlreicher Klienten ein Mittel, die Abstimmungen nach
seinem Wunsche zu leiten. Anderseits war die Volksbersammlung
ein günstiger Boden für Umtriebe Ehrsüchtiger. Schon in dem
früheren Zeitraum besuchte man dem Verfall entgegenzuwirken;
Vorschlüge zeitgemäßer Reformen durch Vaterlandsfreunde wie Cato,
waren doch bergeblich, denn durch Haschen nach Volksgunst (captatio
popularis aurae) suchten selbst Männer wie Flaminius und Varro
emporzukommen.
öleitere folgen waren: Straßenkämpfe, Anwerbung bon
Raufbanden durch ehrgeizige und selbstsüchtige Parteiführer, der