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Als der Riese auf die Stadt zukam, rannte alles aus
der Stadt und wollte nur schnell die Kindlein retten. Doch
ehe das Gewimmel noch hinein war, kam schon der Riese
heran und trat mit einem Fuße mitten auf die Stadt, daß
gleich mehr als hundert Straßen zusammenstürzten. Und
da nun schon alles durcheinander rannte und flüchtete,
bückte sich der Riese und warf mit seinem Finger langsam
wie zum Zeitvertreib eine Straße nach der andern ein.
Er hatte seine Freude an dem ängstlichen Gewimmel, und
wie die armen Leute nur immer zuerst nach ihren
Kindern griffen und sie über die Trümmer hinweg beiseite
schleppten in die unversehrten Straßen.
Das kleine Völkchen verlor aber den Mut doch nicht.
Viele Hunderte machten sich auf und marschierten tapfer
auf den Riesen los; sie stachen ihn mit ihren Waffen so
tüchtig, daß es ihn am ganzen Leibe wie Feuer brannte,
und daß er zurücktrat von der Stadt.
Aber der Herr des Waldes sprach zu dem Riesen:
„Du ungeschickter, fauler Mensch, was hat dir mein gutes,
fleißiges Völkchen getan? Du mit deinen großen Händen
kannst doch keine einzige Straße aufhauen, so kunstvoll
wie mein kleines Völkchen da!“
Wißt ihr aber, wer der Riese war? Das war ein
Mensch, so groß wie ihr. Aber was für eine Stadt ich
meine, und wer das kleine fleißige Volk ist, und wer der
Herr des Waldes, das sollt ihr erraten. Und dann geht
hinaus in den Wald und besuchet die Stadt und das
Völkchen und lernet von ihm! Campe.
+ 39. Der Maikäfer.
Die Obstbäume haben wir eigentlich nur für uns gepflanzt.
Die Maikäfer tun aber, als wären sie ihretwegen da; denn in
manchen Jahren finden sie sich so häufig auf ihnen ein, daß die
Zweige sich von der Last beugen. Dann geht es den Bäumen
schlecht; was an weichem Laube sich vorfindet, wird unbarmherzig
abgefressen. Noch ehe 8 Tage vergangen sind, stehen ausge¬
dehnte Obstanlagen entlaubt da und haben ein winterliches
Ansehen. An eine Obsternte ist natürlich nicht zu denken; denn
die Bäume müssen ja alle die Säfte, durch welche sie Blüten
hätten erzeugen können, auf das Hervorbringen neuer Blätter
verwenden, ohne die ein Baum im Sommer nicht bestehen kann.