Full text: Karl der Große (H. 31)

B. Karls äußere Politik 5 
den unter ihrer Herrschaft lebenden Christen Erleichterung und Hilfe zu- 
fließen lassen könnte, vor allen anderen heiligen Stätten ehrte er die 
Kirche des heiligen Apostels Petrus zu Rom, deren Schatz er mit viel 
Gold, Silber und Edelsteinen bereicherte. Den Päpsten machte er viele 
und reiche Geschenke, und nichts lag ihm während seiner ganzen Ne¬ 
gierung so sehr am herzen, als daß die Stadt Rom durch seinen (Eifer 
und Beistand wieder zu ihrem alten Ansehen gelange und die Kirche des 
heiligen Petrus nicht allein in sicherem Schutz und Schirm, sondern auch 
vor allen anderen Kirchen reich und mächtig sei. . . . 
B. Karls äußere Politik. 
1. Die Zachsenkriege. 
Linhard, Leben Karls des Großen. Kap. 7 und Anfang von 8.1 
Nach Beendigung dieses Krieges (gegen Desiderius) wurde der säch¬ 
sische wieder aufgenommen, der eigentlich nur unterbrochen worden 
war. Kein Krieg, den das Volk der Franken unternahm, ist mit solcher 
Ausdauer, (Erbitterung und Anstrengung geführt worden; denn die Sach¬ 
sen, die wie fast alle Völkerschaften Deutschlands wild, dem Götzendienst 
ergeben und gegen unsere Religion feindselig waren, hielten es für 
nicht unehrenhaft, göttliches und menschliches Recht zu übertreten und 
zu schänden. Dazu kamen noch besondere Umstände, die jeden Tag eine 
Störung des Friedens verursachen konnten: die Grenze zwischen uns 
und den Sachsen zog sich fast durchaus in der (Ebene hin, mit Ausnahme 
weniger Stellen, wo größere Waldungen oder dazwischen liegende Berg¬ 
rücken eine scharfe Grenzlinie bildeten. So wollten Totschlag, Raub und 
Brandstiftungen auf beiden Seiten kein (Ende nehmen. Dadurch wur¬ 
den die Franken so erbittert, daß sie endlich ihren Schaden nicht mehr 
bloß heimgeben, sondern es auf offenen Krieg mit ihnen ankommen lassen 
wollten. Der Krieg wurde also begonnen und von beiden Seiten mit 
großer (Erbitterung, jedoch mehr zum Nachteil der Sachsen als der Fran¬ 
ken 33 Jahre lang ununterbrochen fortgeführt. (772—804.) (Er hätte 
freilich früher zu (Ende gebracht werden können, wenn nicht die Treu¬ 
losigkeit der Sachsen gewesen wäre. (Es ist schwer zu sagen, wie oft sie 
besiegt waren und flehentlich sich dem Könige unterwarfen, das ihnen 
Anbefohlene zu leisten versprachen, die ihnen abgeforderten Geiseln 
ohne Zögern stellten und die zu ihnen geschickten Beamten aufnah¬ 
men; waren sie doch einige Male so geschwächt und heruntergebracht, 
daß sie selbst dem Götzendienst zu entsagen und den christlichen Glauben 
anzunehmen gelobten. Aber wenn sie einerseits mehrmals bereit waren, 
1 Ed. Holder-Egger 1911, S. 9 ff. Abel a. a. ©. S. 28ff. Über den Sachsen¬ 
krieg vgl. yauck a. a. G. Bd. II \ S. 371—424; Simson, Jahrbücher des frän¬ 
kischen Reiches Bb. I und II.
	        
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