B. Karls äußere Politik 5
den unter ihrer Herrschaft lebenden Christen Erleichterung und Hilfe zu-
fließen lassen könnte, vor allen anderen heiligen Stätten ehrte er die
Kirche des heiligen Apostels Petrus zu Rom, deren Schatz er mit viel
Gold, Silber und Edelsteinen bereicherte. Den Päpsten machte er viele
und reiche Geschenke, und nichts lag ihm während seiner ganzen Ne¬
gierung so sehr am herzen, als daß die Stadt Rom durch seinen (Eifer
und Beistand wieder zu ihrem alten Ansehen gelange und die Kirche des
heiligen Petrus nicht allein in sicherem Schutz und Schirm, sondern auch
vor allen anderen Kirchen reich und mächtig sei. . . .
B. Karls äußere Politik.
1. Die Zachsenkriege.
Linhard, Leben Karls des Großen. Kap. 7 und Anfang von 8.1
Nach Beendigung dieses Krieges (gegen Desiderius) wurde der säch¬
sische wieder aufgenommen, der eigentlich nur unterbrochen worden
war. Kein Krieg, den das Volk der Franken unternahm, ist mit solcher
Ausdauer, (Erbitterung und Anstrengung geführt worden; denn die Sach¬
sen, die wie fast alle Völkerschaften Deutschlands wild, dem Götzendienst
ergeben und gegen unsere Religion feindselig waren, hielten es für
nicht unehrenhaft, göttliches und menschliches Recht zu übertreten und
zu schänden. Dazu kamen noch besondere Umstände, die jeden Tag eine
Störung des Friedens verursachen konnten: die Grenze zwischen uns
und den Sachsen zog sich fast durchaus in der (Ebene hin, mit Ausnahme
weniger Stellen, wo größere Waldungen oder dazwischen liegende Berg¬
rücken eine scharfe Grenzlinie bildeten. So wollten Totschlag, Raub und
Brandstiftungen auf beiden Seiten kein (Ende nehmen. Dadurch wur¬
den die Franken so erbittert, daß sie endlich ihren Schaden nicht mehr
bloß heimgeben, sondern es auf offenen Krieg mit ihnen ankommen lassen
wollten. Der Krieg wurde also begonnen und von beiden Seiten mit
großer (Erbitterung, jedoch mehr zum Nachteil der Sachsen als der Fran¬
ken 33 Jahre lang ununterbrochen fortgeführt. (772—804.) (Er hätte
freilich früher zu (Ende gebracht werden können, wenn nicht die Treu¬
losigkeit der Sachsen gewesen wäre. (Es ist schwer zu sagen, wie oft sie
besiegt waren und flehentlich sich dem Könige unterwarfen, das ihnen
Anbefohlene zu leisten versprachen, die ihnen abgeforderten Geiseln
ohne Zögern stellten und die zu ihnen geschickten Beamten aufnah¬
men; waren sie doch einige Male so geschwächt und heruntergebracht,
daß sie selbst dem Götzendienst zu entsagen und den christlichen Glauben
anzunehmen gelobten. Aber wenn sie einerseits mehrmals bereit waren,
1 Ed. Holder-Egger 1911, S. 9 ff. Abel a. a. ©. S. 28ff. Über den Sachsen¬
krieg vgl. yauck a. a. G. Bd. II \ S. 371—424; Simson, Jahrbücher des frän¬
kischen Reiches Bb. I und II.