3. Zpichern. — 4. Biroat 13
ließen wir das Gepäck ablegen, denn was ich befürchtete, war einge¬
troffen. Die Leute waren bereits so erschöpft, daß es mir fast un¬
möglich erschien, sie auch ohne Gepäck bis auf den Kamm des Berges zu
führen. Das Gepäck war abgelegt, und nun beginnt die schrecklichste Vier¬
telstunde meines Lebens. Nicht die feindlichen Kugeln waren es, die mir
Schrecken einflößten — mit Dank hätte ich jede begrüßt, die mich schwer
getroffen, zum Niedersinken gezwungen hätte —; das vollständige Auf¬
hören aller Kräfte, die immer klarer mir vor Rügen tretende Unmög¬
lichkeit, den Kamm persönlich zu erreichen, waren es, die mich mit
Grauen erfüllten Denke Dir, wenn ich hätte liegen bleiben müssen,
wenn meine Kompagnie ohne mich angekommen wäre!
Ich faßte den festen Entschluß, nicht lebend liegen zu bleiben
meine Beine vermochten nicht mehr zu steigen. An den Sträuchen klam¬
merte ich mich an und zog mich an ihnen empor. So unter namenloser
Anstrengung näherten wir uns dem Kamm. Auf jedem dieser Männer¬
gesichter, die dem Kamm sich näherten, las man den festen Entschluß,
denselben zu erreichen, koste es, was es wolle. Und auch der Feind muß
es verstanden haben, diese Schrift zu lesen, denn bei dem mit Aufwen¬
dung der letzten Kräfte ausgestoßenen Hurra der Unseren räumte er
die Position. . . .
4. Sin Btroaf auf deinMarsche nach Metz?
. . . Nun marschierten wir rechts vom löege auf unseren Biwakplatz,
vor und hinter uns lag alles voller Truppen. . . . wir standen auf einem
großen Kartoffelfeld, dicht am tüald. Jetzt kam der Befehl: die Mann¬
schaften sollten sich Hütten bauen zum Schutz gegen den Regen. . . . Die
Soldaten schwärmten in den Wald hinaus und kamen bald mit Bäu¬
men und dicken Zweigen zurück. . . . Mittlerweile fing es tüchtig an zu
regnen. Durch den Lehm, die Pfützen und die mit Wasser gefüllten
Furchen der Kartoffelfelder wurden die Bäume herangeschleift. Aller¬
dings hatten wir eine riesengroße Hütte, aber regendicht war sie nicht.
Die Bagage schwamm irgendwo in der Welt umher. . . .
Und nun begann die scheußlichste Nacht im ganzen Feldzuge: das
Biwak bei Lauterbach, das bald sprichwörtlich bei uns wurde, wir
lagen in einer Lehmbrühe, direkt im Schlamm. Und doch mußte man
sich legen, wir rührten uns nicht, denn schließlich war es überall schlim¬
mer, kälter und nasser als auf dem erwärmten Stückchen (Erde unter uns.
. . . Der Regen spülte die (Erde, die vom heranschleifen der Zweige an
den Blättern haftete, herab. 3n dicken, erdigen Tropfen lief der Schlamm
ins Gesicht, in die haare und die (Dhren. . . . Auch der Mund war voll
(Erbe, die Zähne knirschten von dem Sand. . . . Ganz allmählich waren
1 Fritsch, 1870/71. (Erinnerungen unb Betrachtungen S. 43. (10. klug.)