2. Lage der Deutschen und Kapitulation. 3. Vazaine — Verräter 11
abgelegt, weil sie . . . erklärt hatten, sie hätten die Truppen nicht mehr
genug in der Hand, um Exzesse zu vermeiden. So gingen sie also mit
Stöcken in der Hand durch das kaudinische Joch, das unsere Regimenter
neben der Chaussee gebildet hatten. (Es war ein scheußliches Regenwetter,
und wir waren von morgens 7 Uhr bis abends 6 Uhr auf den Beinen,
aber was waren solche Unbequemlichkeiten gegen die Größe des Mo¬
mentes, den man miterlebte, Als es nach stundenlangem warten end¬
lich hieß: da kommen sie! und sie dann angerückt kamen, mußte ich
doch beinahe mit den aufsteigenden Tränen kämpfen. (Es war ein zu
überwältigender Gedanke, die stolzeste Armee der Welt mit dem Gefühle
der Unüberwindlichkeit vor wenig Wochen hinausgezogen, und nun ge¬
brochen, hoffnungslos auf dem Wege in die Gefangenschaft! vielen
unter der endlosen Reihe schien auch der Todesgram im Herzen zu sitzen;
es waren Gestalten darunter, an denen sich die Phantasie eines Dichters
hätte begeistern können, stolze, baumlange Kerle mit fußlangen Bärten
und die Brust voll Medaillen, die den Stock wie zum Trotze gleich einem
Gewehr trugen und die Reihen ihrer Sieger mit finsterer Resignation
musterten, fluch die Zuaven sahen zum Teil sehr romantisch und phan¬
tastisch aus, und in der Artillerie war ein Anstrich von gentilezza, gegen
die unsere ehrliche, derbe Arbeitskraft wunderbar absticht! Die große
Masse aber war des Mitgefühls nicht wert, das sich unwillkürlich in
der Brust regen mußte, sie liefen plappernd und sorglos in die weite
Welt hinaus, und wo einige von unseren Truppen nahe genug an der
Thaussee standen, entspann sich sogleich ein tolles Zigarrengeschäft mit
wildem Kauderwelsch über: Nix Rozfleisch Camerad Pruss!
usw? So marschierte und schnurrte der Zug bis zur sinkenden Sonne an
uns vorüber, 40 000 Mann, wie man sagte, und doch nicht viel mehr
als das viertel derer, die sich uns ergeben hatten! . . .
3. vazaine — Verräter?
Franzosen! (Erhebet eure Seelen und eure (Entschließungen auf die
höhe der erschrecklichen Gefahren, welche über das Vaterland herein¬
brechen. . . . Metz hat kapituliert!!! . . . Bazaine hat verrat
geübt, er hat sich zum Werkzeug des Mannes von Sedan gemacht und
zum Mitschuldigen der (Eroberer. . . .
III. Der Kampf gegen die Provinzialarmeen.
A. Die Niederwerfung der Loirearmeen.
Die Lage nach dem Gefecht bei Loulmiers.
a) Proklamation (Bambettas an die Loirearmee? (Euer
Mut unö eure Anstrengungen haben den ersten Sieg herbeigeführt.
1 ähnliche Szenen trugen sich auch beim Abzüge der Garnison aus Straß-
burg zu (Schneegans, S. 61). 2 Proklamation der Regierungsabteilung in
Tours (Halm, S. 586). 3 hahn, S. 631.