Full text: Die Ausbreitung der griechischen Kultur (H. 6)

14 1- Die Ausbreitung der griechischen Kultur 
es soll vielmehr der hellenische Text mit dem chaldäischen derart in Einklang 
gebracht worden sein, daß alles in den zutreffenden Ausdrücken1 wieder¬ 
gegeben wurde und die Worte den bezeichneten Dingen vollständig entsprachen 
... Der klarste Beweis dafür ist folgender Umstand: wenn Chaldäer die Helle- 
nifche Sprache oder Hellenen die chaldäische erlernt Haben und beide Schriften 
die chaldäische und ihre Übersetzung, lesen, so erkennen sie mit Bewunderung 
und Ehrfurcht, daß sie wie Schwesterschriften oder vielmehr gleichsam eine und 
dieselbe sind in den Dingen und den Ausdrücken dafür. . . . Daher wird auch 
noch bis auf den heutigen Tag alljährlich ein Fest und eine Festversammlung 
auf der Insel Pharos abgehalten, zu der nicht bloß ^uden, sondern auch andere 
in sehr großer Menge hinüberfahren. 
ß) Jüdische Geschichtschreibung. 
Eupolemos (um 150) „über die Könige in Juda“, fr. 2 (Freudenthal: 
Alexander Polyhistor). Nach Davids Tode kam Salomon zur Regierung 
und schrieb an König vaphres von Ägypten folgenden Brief2 : 
König Salomon wünscht feinem väterlichen freunde König Daphres 
von Ägypten Freude. (Erfahre, daß ich durch des höchsten Gottes Fügung 
von meinem Vater David das Reich übernommen habe; er hat mir auf¬ 
getragen, dem (Bott, der Himmel und (Erbe geschaffen hat, ein Heilig¬ 
tum zu bauen und zugleich Dir zu schreiben, Du möchtest mir Leute von 
Dir schicken, die mir zur Seite stehn, bis ich alles nach Bedarf beendet 
habe, wie der Huftrag lautet. 
König Daphres dem großen König Salomon Freude. 
Beim Lesen Deines Briefes wurde ich hoch erfreut, und ich und 
mein ganzes Reich feierten einen frohen Tag, daß Du das Reich 
von einem redlichen, von solchem (Botte erprobten Manne über¬ 
nommen hast. tDas Du über Leute von mir schreibst, so habe ich Dir 
80 000 gesandt, deren Zugehörigkeit ich Dir genau bezeichne: aus dem 
Bezirk von Sethroe 10 000, aus öem von INendes und Sebennytos 20 000,, 
aus dem von Busiris, Leontopolis und flthribis etwa 10 000. (Erteile 
ihnen Deine Weisungen und sorge, daß gute Disziplin herrsche, und daß 
sie wieder in ihr Land befördert werden, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hoben. 
Y) Bibelerklärung. 
Philon, Lebensbeschreibung des Staatsmannes oder über Joseph, 125—143. 
Da wir uns vorgenommen haben, neben der wörtlichen Wiedergabe auch den 
tieferen Sinn 8 zu erforschen, so müssen wir auch darüber das nötige sagen, 
vielleicht werden manche, die unüberlegt urteilen, lachen, wenn sie es hören; 
ich will aber doch unverhohlen behaupten, daß öer Staatsmann überhaupt 
ein Traumdeuter ist, freilich nicht einer von den Possenreißern und einer von 
1 3n Wahrheit enthält die Septuaginta eine starke hcllenifierung des Ur¬ 
textes auch im Fühlen. Dgl. Deißmann, Heue Jahrbücher für Phil. u. päd. 
XI, S. 161 ff. 
Die (Erfindung dieses Briefwechsels, der in der Bibel nicht erwähnt wird, 
unö der Stil der Briefe entspricht ganz dem Brauche hellenistischer Geschicht¬ 
schreibung. 
S Das ist stoischer Brauch (f. u.), der sich in Bibel und Profanliteratur 
bis tief ins ITlittelalter erhalten hat, s. u. die Proben aus dem physiologur 
und die Gviderklärung öes Mönches.
	        
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