Full text: Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = Klasse 3)

II. Luther und die Reformation. 
147 
wie Nürnberg, Alm und Konstanz, hatten feierlich gegen die Unter¬ 
drückung der neuen Lehre Verwahrung eingelegt. Desto entschiedener 
trat Karl V. persönlich 1530 auf dem Augsburger Reichstage 
auf, der die endgültige Lösung der Frage in seinem Sinne bringen 
sollte: Luthers Ächtung wurde erneuert, die von Melanchthon verfaßte 
„Augustana", die geflissentlich die Gegensätze „leisetreterisch" zurück¬ 
stellte und die gemeinsamen Punkte hervorhob, durch eine katholische 
Gegenschrift „widerlegt", die „Apologie" Melanchthons zurückgewiesen, 
das Kammergericht von reformfreundlichen Gliedern gesäubert und 
angewiesen, die geistliche Gerichtsbarkeit und den alten geistlichen Be¬ 
sitzstand in den Territorien wiederherzustellen. Damit war der Luther¬ 
sache die Axt an die Wurzel gelegt. Aber der Plan kam auch diesmal nicht 
zur Ausführung. Alsbald bildete sich zu Schmalkalden ein Bund 
lutherischer Fürsten, die einander Bekenntnisfreiheit und Besitzstand 
gegen etwaige Eingriffe verbürgten und nötigenfalls auch Gewalt 
mit Gewalt abzuwehren gedachten. Ja, die Schmalkaldener Stände 
verweigerten unter Kursachsens und Lessens Führung sogar die An¬ 
erkennung der Wahl Ferdinands I. zum römischen König und waren 
geneigt, die kaiserliche Macht bloß als Ausfluß der von Gott gesetzten 
Landesgewalt anzusehen. Selbst das gutkatholische Bayern schloß sich 
der ständischen Einigung vorübergehend an. Auch an Frankreich, an 
England, das soeben unter Heinrich VIII. seine Verbindung mit Rom 
gelöst hatte, und an die nunmehr ebenfalls dem Luthertum zugewandten 
Königreiche Skandinaviens suchte man besonders auf Betreiben des 
Landgrafen Philipp von Lessen Anlehnung. Die Osmanengefahr 
aber bestand in alter Schärfe; um ihr zu begegnen, bedurfte der 
Kaiser der Lilfe der evangelischen Stände, besonders der gewerbe¬ 
fleißigen Städte, die Geld und Kriegsbedarf lieferten. 
So kam es angesichts der außer- und innerpolitischen Verhältnisse 
1532 zum Nürnberger Religionsfrieden, demzufolge der 
Kaiser jegliche Verfolgung der neuen Lehre bis zu einem allgemeinen 
Konzil, das schon das Neichsregiment wiederholt gefordert hatte, zu 
unterlassen versprach. Das bestärkte Optimisten von Melanchthons 
Art immer wieder in der Hoffnung auf friedliche Verständigung. 
Luther hat diese Hoffnung nicht teilen können. 
4. Reformation und Volksbewegungen. 
Zu dem gleichen Ergebnis, wie es aus der politischen Lage er¬ 
wuchs, wurde die kirchliche Bewegung auch durch die sozialen 
Wirren der zwanziger Jahre gedrängt: die nationale Sache schrumpfte 
auch ihnen zufolge zur Angelegenheit der Einzelstaaten zusammen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.