Full text: Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = Klasse 3)

164 
IV. Der Protestantismus in Westeuropa. 
Erden zu führen, seine Herrschaft aufzurichten. Laben die deutschen 
Lutheraner ihre Heldenhaftigkeit im Dulden bewährt, so zeigten sie 
die Calvinisten im wandeln für das ihnen vorschwebende Ziel. Sie 
bedurften für den Ausbau ihrer Kirche keiner Anlehnung an weltliche 
Gewalten. Aus der Gemeinde heraus schufen sie sich selbst ihre 
Kirche, der die weltliche Gewalt sich zu unterwerfen hatte. In der 
kleinen Stadtrepublik Genf gelang das; in den großen westeuropäischen 
Staaten dagegen hat dieses Streben zu schweren Kämpfen geführt. 
2. Die Äugenottenkriege in Frankreich. 
Von Genf aus fanden die Anschauungen Calvins bald Eingang 
in Frankreich. Es entstanden an zahlreichen Orten Gemeinden, die 
sich zu einer Kirche verbanden. Ihre gemeinsamen Angelegenheiten 
regelten sie in einer aus gewählten Vertretern bestehenden Synode. 
Volkstümlich sind die reformierten Gedanken in Frankreich zwar nie 
gewesen; die Anhänger der neuen Lehre entstammten vielmehr vor¬ 
wiegend dem humanistisch gebildeten Bürgerstande und dem Adel. 
Man nannte sie „Hugenotten", d. H. wohl Eidgenossen, Anhänger 
der Schweizer Religion. 
Auf Äeinrich II.1 folgten hintereinander drei seiner Söhne; für 
Franz II., der mit Maria Stuart von Schottland vermählt war, 
führten deren Oheime, die lothringischen Lerzöge von Guise, die 
Regierung. Sie waren Anhänger der alten Kirche und suchten jede 
religiöse Neuerung zu unterdrücken. Ihnen gegenüber stand das den 
Valois verwandte Äaus Bourbon, dem das kleine Pyrenäenkönigreich 
Navarra gehörte, und dessen Glieder sich teils dem Protestantismus 
angeschlossen hatten, teils ihm zugeneigt waren. Der bedeutendste 
Führer der Hugenotten war der Admiral Coligny. Die einflu߬ 
reiche Königin-Mutter, Katharina von Medici, verstand es, 
immer eine der beiden Parteien gegen die andere auszuspielen, ohne von 
einer abhängig zu werden. Am zunächst das Übergewicht der Guise 
zurückzudrängen, hielt sie sich zu Coligny und den Seinen. Auch gab 
es unter den Altgläubigen eine starke Richtung, die es nicht für an¬ 
gängig hielt, so zahlreiche Angehörige der Nation um ihres Glaubens 
Franz I. 
I 
Letnrich II., vermählt mit Katharina von Medici 
_ Franz II. . Karl IX. Letnrich III. Margarete, 
Gem. Maria Stuart vermählt 1573 mit 
Letnrich von Na¬ 
varra, einem Enkel 
einer Schwester 
Franz' I.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.