V. Die Gegenreformation. 171
landen auf Widerstand. Dort hatte sich der Protestanüsmus trotz
heftiger Verfolgungen ausgebreitet. Um die fortwuchernde Ketzern
leichter beobachten und vernichten zu können, wurde rm Jahre 1d59
die Zahl der Bistümer etwa verdreifacht. Diese Vermehrung
sollte zugleich dazu dienen, den Einfluß der spanischen Regierung
in den „Generalstaaten", dem vereinigten ständischen Land¬
tage der "zwanzig niederländischen Provinzen, zu verstärken. Die
damit verbundene Steigerung der kirchlichen Abgaben und die Tätig¬
keit der Inquisition erregten den Anwillen selbst vieler Katholiken im
Lande. Der mächtige und selbstbewußte Adel trat unter Leitung
Wilhelms von Oranien („Wilhelmus von Nassauen") und des Grafen
Egmont der Regierung scharf entgegen. Dem Antrag auf neue
Geldbewilligungen begegnete man 1564 mit der Forderung, die Rechte
der Stände zu vermehren, das Verbot des reformierten Bekenntnisses
zurückzunehmen, die Tätigkeit der Inquisition einzustellen und die
neuen Bistümer aufzuheben. Diese Ansprüche lehnte Philipp natür¬
lich ab, Inquisition und Religionsedikte wurden vielmehr verschärft.
In einzelnen Landschaften kam es jetzt zu offenen Unruhen, die sich
besonders gegen die Kirche richteten. Obwohl diese Bewegungen
bald unterdrückt wurden — auch Egmont beteiligte sich daran —,
schickte der König den gefürchteten Äerzog von Alba mit außer¬
ordentlichen Vollmachten in die Niederlande (1567). Der von ihm
eingesetzte „Rat der Anruhen" hatte schon im April 1568 800 Todes¬
urteile vollstrecken lassen. Diese Gewaltmaßregeln fachten den Auf¬
ruhr aber erst recht an. Trotz aller Erfolge im offenen Felde ver¬
mochten die spanischen Truppen den Widerstand der „Geusen" nicht
zu brechen. Die Beschaffenheit des Landes mit seinen Wäldern,
seinen zahllosen Flußläufen und Marschen war wie geschaffen für
den Kleinkrieg. Gelegentliche Lilfe von Frankreich blieb nicht aus,
solange Coligny dort etwas bedeutete; auch Elisabeth von England
sandte hin und wieder Unterstützungen. Alba erkannte, daß sein Vor¬
gehen keine Aussicht auf Erfolg biete, und legte 1573 fein Amt
nieder, „weil seine Aufgabe gelöst sei und ein dem Volke minder
verhaßter Statthalter als er die Regierung übernehmen könne".
Seine Nachfolger schritten zu einem milderen Verfahren, aber die
Erbitterung war zu hoch gestiegen. Die politische und kirchliche
Organisation der Aufständischen kräftigte sich, obwohl die katholischen
Südprovinzen, etwa dem heutigen Belgien entsprechend, zum Teil
von Äandelseifersucht veranlaßt, sich von ihnen trennten und ihren
Frieden mit Spanien machten. Die nördlichen Landschaften — die
heutigen Niederlande — setzten unter Führung der Oranier den
Kampf fort. Philipps II. Nachfolger mußte ihnen schließlich volle