V. Das Kaisertum der Äohenstaufen.
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Indessen hatte der Papst Friedrichs Abwesenheit benutzt, um
einen Einfall in das unteritalienische Reich zu machen. Schnell kehrte
Friedrich zurück und vertrieb mit leichter Mühe die päpstlichen
Söldner; dann aber schloß er Frieden; der Papst sprach ihn vom
Banne los, aber den erlangten Vorteil nutzte der Kaiser nicht aus.
Denn vorläufig nahm ihn noch die Befestigung und der Aus¬
bau seiner Neuordnung in Sizilien in Anspruch. Aber während
er hier für Mehrung der königlichen Macht sorgte, erkaufte er die
Ruhe Deutschlands durch immer neue Zugeständnisse, die er den
deutschen Fürsten auf Kosten der Reichsgewalt gewährte. Schon der
Thronstreit hatte naturgemäß das Königtum an Besitz und Rechten
geschmälert: mußte doch die Treue der fürstlichen Anhänger durch
fortgesetzte Zuwendungen an Land und Regalien erkauft werden.
Auch Friedrich durfte nicht kargen, wollte er seine Anerkennung und
sodann die Wahl seines Sohnes durchsetzen. Den geistlichen Fürsten
verbriefte er für die Unterstützung, die sie ihm leisteten, weit¬
gehende Anabhängigkeit und verzichtete auf seinen Einfluß bei der
Besetzung der deutschen Bistümer. Damit war die Grundlage, auf
die einst Otto der Große die königliche Macht gebaut hatte, bis auf
den kümmerlichen Rest beseitigt, den das Wormser Konkordat dem
Kaiser belassen hatte. Auch die weltlichen Großen drängten auf
größere Selbständigkeit gegenüber der Krone hin. Als der junge
König Äeinrich (VII.) nach erreichter Mündigkeit sich dieser Entwicklung
widersetzen wollte und an den Reichsministerialen und Städten seinen
Rückhalt suchte, nötigten ihn die weltlichen Fürsten, die den geist¬
lichen Standesgenossen erteilten Vorrechte auch auf sie auszudehnen.
Friedrich mußte im Jahre 1232 diese Zugeständnisse in einem großen
„Privileg" zugunsten der Fürsten bestätigen. Der größte Teil der
königlichen Gewalt schwand nunmehr auch aus den weltlichen „Terri¬
torien". Das Münz- und Geleitrecht in ihren Gebieten wurde
ausschließlich den Fürsten zugestanden; auch die Gerichtsbarkeit kam
fast ganz in ihre Lände. Der politische Schwerpunkt in Deutschland
lag von nun an in der Fürst en aristo kr atie, die den aufblühenden
Städten auch mit kaiserlicher Äilfe entgegenzutreten suchte. So er¬
gingen wiederholt Verbote gegen die Städtebündnisse.
Diese Verschiebung der Machtverhältnisse in Deutschland führte
zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Friedrich und seinem Sohne, der
sich in offener Empörung gegen den Vater auflehnte. Friedrich kam
noch einmal über die Alpen und wurde schnell des Aufstandes Lerr.
Leinrich starb als Gefangener in Italien. Der Kaiser ließ an Leinrichs
Stelle seinen jüngeren Sohn Konrad wählen und benutzte den
Aufenthalt im Norden, um von der Kaisermacht zu retten, was noch
Kästner und Brunner, Geschichte. II. B. 6