Full text: Grundriß der Kirchengeschichte für höhere Lehranstalten

§ 18. Der Versuch Julian's bewies die Unmöglichkeit, 
eine große geschichtliche Bewegung aufzuhalten, und den 
Mangel der ferneren Lebensfähigkeit der heidnischen Reli¬ 
gion. Der Verlauf der Dinge zeigte bald auch äußerlich 
die Auflösung des Heidenthums und den wiederholten Sieg 
der neuen Lehre. Die nächsten Nachfolger Julian's 
(Jovian, Valentinian I., Valens), waren im Ganzen duldsam, 
und es wurde sogar allgemeine Freiheit der Religionsübung 
verkündigt; allein bald zogen sich die Heiden aus den gebil¬ 
deten Kreisen der Städte aus das Land, in die Dörfer (pagi) 
zurück, so daß das Wort pagani (Dorfbewohner) mit „Heiden" 
und paganismus (religio paganorum) mit „Heidenthum" 
gleichbedeutend wurde. Theodosins I. befahl, die heid¬ 
nischen Tempel in einem Theil des Reiches zu schließen, 
und erließ nach manchen Gewaltthaten der durch fana¬ 
tische Mönche und Geistliche aufgereizten Christen härtere 
Verordnungen, so daß der Hebertritt zum Heidenthum für 
ein Verbrechen galt. Ein Gesetz des Kaisers Honorius in 
Westrom schloß die Heiden von den Staatsämtern aus, und 
bald darauf galt in Ostrom die Voraussetzung, daß es dort 
keine Heiden mehr gebe; doch wurde erst 529 die neuplatoni¬ 
sche Schule in Athen, welche das Heidenthum stützte, ge¬ 
schlossen, worauf ihre Lehrer nach Persien flohen. 
Nach dem „Ende" des Heidenthums im römischen Reich 
erhielten sich einzelne Vertreter desselben auf einigen Inseln 
des Mittelmeeres bis ins 7., und im Peloponnes (Mainotten) 
bis ins 9. Jahrhundert. 
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§ 19. Außer dem, was für die Verbreitung des Christen¬ 
thums die Gunst der Kaiser that, geschah auch sehr viel dafür 
durch die innere Kraft unserer Religion selbst und durch 
den natürlichen Erweiterungstrieb ihrer Anhänger. Insbe¬ 
sondere ging eine namhafte Wirkung von den größeren Städten 
aus, z. B. Rom, Alexandria, Antiochia, Karthago, Ephesus. 
So kam das Christenthum von Rom aus in einen Theil von Nord¬ 
afrika, nach Spanien und England; von Kleinasien aus nach Eng¬ 
land und Frankreich (Lugdunum, Vienna), in letzteres Land 
auch von Italien (der heil Dionys — Abtei St. Denis); von 
Palästina aus nach Persien und Indien; durch die Römer¬ 
herrschast an den Rhein.
	        
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