§ 30. Die übrigen Hohenstaufen. 111
2. WHilipp von Schwaben (1197—1208) und Htto IV. (1197—1215).
Zum dritten Male mußte jetzt die Krone einem Kinde zufallen; denn
Heinrichs Sohn Friedrick war erst drei Jahre alt. Eben kam des
verstorbenen Kaisers Bruder Philipp mit dem jungen Prinzen Fried¬
rich von Italien nach Deutschland, um ihn zum Könige krönen zu
lassen, als die Nachricht vom Tode Heinrichs VI. eintraf. Da Philipp
nun nicht hoffen durfte, daß die Fürsten dem Kinde die Krone geben
würden, gestattete er, daß sie ihn selbst zum Könige wählten. Nur so
konnte er seinem Geschlechte die Krone retten. Aber die Feinde der Staufen
und eines mächtigen Kaisers, insbesondere die geistlichen Wähler und der
König von England, brachten es in Verbindung mit dem Papste dahin,
daß zum Gegenkönig Heinrichs des Löwen zweiter Sohn, Otto IV.,
gewählt wurde, der dann vom Erzbischof von Cöln zu Aachen gekrönt
wurde. Wieder erklang im Reich der oft gehörte Parteiruf: „Hie Welf,
hie WaiMMx!" Das geschah, als der mächtigste aller PäpsteVInno-
zenz IILJ1198—1216), aus dem Stuhle Petri saß; ihm lag vorUTem"
daran, der deutschen Herrschaft in Mittel- und Süditalien ein Ende zu
machen; daher eMwlQ_LL^W^Welfen an und bannte Philipp. In dem
nun ausbrechenden Bürgerkriege hatt<T anfangs^OttUe Oberhand, na¬
mentlich durch die Unterstützung seines Oheims, des Königs von England.
Bald aber gewann Philipp durch sein leutseliges Wesen so viele Anhänger,
daß auch der Papst zu ihm übertrat und Otto fast nur noch in Sachsen
anerkannt wurde. Da wurde Philipp im Jahre 12Q&__vott dem Pfalz¬
grafen Otto von Wittelsbach um einer persönlichen Beleidigung willen
ermjitel Jetzt war Otto Alleinherrscher. Um die staufische Partei zu
gewinnen, strafte er den Mörder und verlobte sich mit Beatrix, der erst
zehnjährigen Tochter Philipps. Nachdem er in unwürdiger Schwäche
sämtlichen Forderungen des Papstes nachgegeben hatte, erhielt er sogar
die Kaiserkrone. Als er dann aber in Italien das normannische Erbe
begehrte, bannte Innozenz „bett neuen Saul", worauf die deutschen Fürsten
von ihm abfielen.
Unterbessen war Frie.bxixh-^ Heinrichs VI. Sohn, herangewachsen.
Aus Wunsch ber Mutter war ber Papst, Ppsnii mb bes Unmünbigen
geworben, unb bieser hatte ihn in aL_MMM-^er^amaligen Zeit ein-
geMÜ ausgerüstet mit päpstlichem Segen unb Gelbe, kam ber Enkel
Barbarossas nach Deutschlanb (1212) unb gewann teils burch Gelb, teils
durch Versprechungen im Süben, in Böhmen unb Lothringen um so
leichter Anhang, als Ottos staufische Gemahlin balb nach ber Hochzeit
gestorben war. Otto stützte sich aus bie norbbeutschen, besonbers nieber-
rheinischen Fürsten unb Englanb, Friebrich gewann bie Hilfe bes Königs j ) f il
von Frankreich, ber das englisch-welfische Heer 1214 bei Bouvines / Z
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