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Schuld on Baldur's Tod, war er jetzt auch die Ursache, daß
der Gort nicht nach Asenheim zurückkehrte, sondern in dem
traurigen Reiche der Hela verbleiben mußte.
8. Wie lofii bestraft wird.
Baldur's Tod war nicht die einzige Missethat des böse»
Loki. Er hatte schon vorher fast alle mächtigsten Götter auf
das tiefste beleidigt. Der Gemahlin Thor's hatte er z. B.
heimlich das schöne, blonde Haupthaar abgeschnitten und
der Frigga sogar ihr köstliches Halsgeschmeide, das
schönste Stück ihres Schmuckkästchens, gestohlen. Die Götter
zwangen ihn zwar, beide Übelthaten wieder gut zu machen,
und sowohl das Haar als auch den Schmuck wieder herbei¬
zuschaffen, aber Odin und Thor vergaßen ihm seine Frech¬
heit nimmer. Noch eine andere Bosheit wird von ihm er¬
zählt: Damit die Götter und Einherier nicht alt unb schwach
würden, hatte Allvater ber Göttin Jdun eine Anzahl schöner
goldwangiger Äpfel gegeben, bie, wie wir schon früher ge¬
lernt haben, die Eigenschaft besaßen, daß die, welche Davon
aßen, immer jung blieben unb niemals alt wurden. Jbnn
würbe deshalb die Göttin der Unsterblichkeit und der ewigen
Jugend genannt. Sie war die Gemahlin Braga's, des
Gottes der Dichtkunst, und alle Götter hielten sie in hohen
Ehren. Eines Tages nun war Jdun mit ihren Äpfeln ver¬
schwunden. Die Götter erschraken nicht wenig, benn, als sie
sich anblickten, sahen sie, wie schnell sie alt würben unb ihre
Haare sich grau färbten. Obin rief eiligst alle Götter zu¬
sammen, unb ba stellte sich benn heraus, daß man Jdun zuletzt
mit Loki gesehen hatte, wie beide Asenheim verließen. Da ward
Loki dem Götterkönig vorgeführt, und als dieser ihm mit
furchtbarer Strafe drohte, mußte er die Wahrheit sagen. Er
hatte nämlich Jdun aus Asenheim gelockt, indem er vorgab,