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Höhle, vor welcher derselbe stand, war so enge, daß stets nur
ein einzelner Mann heranzukommen vermochte.
„Hö-re Jüngling," rief der Abgesandte, „sage mir, wie
du dich nennst, und was du in diesem Lande zu schaffen
hast-"
„Erst sage mir", erwiderte Walter stolz, „wer du
bist, und wer dich sendet, denn ich sehe, daß du nicht
allein bist."
„Ich heiße G a mel o von Metz, und mich sendet König
Günther, dem dies Land gehört."
Da antwortete Walter: „Es ist zwar nicht schön von
ihm, einen müden Wanderer mit solchen Fragen zu behelligen,
doch will ich ihm Rede stehen. Ich bin Walter von Aquitanien.
Als ich noch ein Knabe war, hat mein Vater mich nach dem
Ungarlande als Geisel senden müssen; jetzt kehre ich in meine
Heimat zurück, und die ich mit mir führe, ist meine liebe
Braut Hildegund, die Tochter des Burguuderkönigs Herrich.
Sage deinem König, daß ich ihm hundert goldene Armringe
geben will, wenn er mich ungehindert durch sein Land ziehen
läßt; denn daß er nicht in friedlicher Absicht gekommen ist,
sehe ich an der Rüstung."
Als Gamelo zurückkehrte und das Anerbieten Walter's
überbrachte, da riet Hagen wiederum zum Frieden, aber
König Günther schalt ihn feige und nannte ihn eine Memme,
die nur mit der Zunge zu fechten verstehe und den Schwert¬
kampf scheue. Als Hagen dies hörte, ergrimmte er über die
unverdiente Kränkung und ging seitwärts zu einem nahen
Hügel, um dein Kampfe zuzusehen.
Der kühne Gamelo rüstete sich zuerst zum Kampfe. An¬
gethan mit glitzerndem Panzer und mit goldenem Helme ge¬
schmückt, ritt er zum zweitenmale vor die Höhle und ries:
„Schicke dem Frankenkönig deinen Schatz, wenn dir das
Leben lieb ist!" Walter aber erwiderte: „Habe ich den