24 Denkschriften Maria Theresias. — Denkschriften des Fürsten Kaunitz
Verfassung, die eigene Ruthoritaet, nebst Abstellung derer selbst eingesehenen
Missbrauchen sicher zu stellen.
(327 f.) - . . Niemand, glaube, werde wiedersprechen, dass nicht leicht¬
lich ein Beyspill in denen geschichten zu finden, dass ein gecröntes haubt
in Lchwehrer- und Misslicheren Umständen seine Regierung, alss Ich, an-
getretten habe. Tod Karls VI; schlimme Zustände. Die ihren Feinden so
fürchterlich ehebeffen geweste Kayferl. Trouppen, die für die erste in Europa
gehalten wurden, verlohren bey Freund und Feinden den größten Theil ihres
ansehen, so mit dem Grafen Guido v. Stahrenberg und sonderlich mit dem
Prinzen (Eugenio abgestorben zu seyn Schienen: (Eomplet waren Sie nicht
ein Mal zur helffte: Niedergeschlagen waren selbe . . . und Mangleten
durchaus von allen . . . Nicht Mehr alss ethliche 1000 gülden waren all*
hier in denen Lassen: der inn- und ausländische Credit fast völlig zu Boden:
Wenige Einigkeit Unter denen Stellen so Wohl als Ministern: Das volck
in der £)aubt=Stadt selbsten so Saumlos alss Schwürrig und auf die nem-
liche Rrt fast in denen Ländern. Mit einem Worte alles sache einem all¬
gemeinem verfall und Zerrüttung gleich. . . . Kaum war Ich auf dem
Thronn, so erfuhr ich nur allzubald, dass Meine Sachen nicht viel besser
auch von aussen Stunden, zumalen ausser blossen Worten auf keinen hos
in der That Mich verlassen kunte. .. .
2. Äu§: Denkschriften des Fürsten Wenzel Kaunitz-Rittberg. *776.
her. v. flö. Beer (Wien 1872) S. 74 ff.
(S. 74.) ... Meine bishero beständig vor Rügen gehabte und befolgte
generale politische Sätze.
A. wenn der politische Satz seine Richtigkeit hat, daß dasjenige Reich
für das größte und mächtigste zu halten sey, welches die gedeckteste Gräntzen
und von seinen Nachbarn am wenigsten zu besorgen hat; So ist Oesterreich,
ohngeachtet seiner Größe und innerlichen Kräften unter die schwachen zu
zehlen, da es von drey sehr gefährlichen theils mächtigeren, theils gleich
mächtigen Nachbarn, wie auch von einem zwar schwachen, aber auf die
erste Gelegenheit lauernden Nachbarn, nämlich von Preußen, Frankreich,
der Pforten und Sardinien umgeben ist. . . .
B. Die Veranlagung eines Kriegs ist überhaupt ein verderbliches Unter¬
nehmen, und nur alsdann zu rechtfertigen, wenn ihn die Selbsterhaltung,
wie sich im letzten preußischen Krieg ergeben hat, nothwendig machet. .. .
C. Jedoch ist die Dernachläßigung der Kriegs-flnftalten, wie auch der
äußerliche Betrag*, als ob Wir uns für einen Krieg förchteten, fast ebenso
sehr, als die Wirklichkeit zu vermeiden. . . .
D. Unglücklich ist die Macht, die sich hauptsächlich auf ihre alliirte ver¬
lassen und von ihrer Willkuhr abhangen muß. . . .
1 D. H. Betragen.