Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Friedrich Hebbel. 
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O stört sie nicht, die Feier der Natur! 
Dies ist die Lese, die sie selber hält, 
Denn heute löst sich von den Zweigen nur, 
Was vor dem milden Strahl der Sonne sällt. 
Der Baum in der wüste. 
Es steht ein Baum im Wüstensand, 
Der einzige, der dort gedieh; 
Die Sonne hat ihn säst verbrannt, 
Der Regen tränkt den durst'gen nie. 
In seiner falben Krone hängt 
Gewürzig eine Frucht voll Säst, 
Er hat sein Mark hineingedrängt, 
Sein Leben, seine höchste Kraft. 
Die Stunde, wo sie, überschwer, 
Zu Boden fallen muß, ist nah, 
Es zieht kein Wanderer daher, 
Und für ihn selbst ist sie nicht da. 
Bubensonntag. 
Wenn ich einst, ein kleiner Bube, 
Sonntags früh im Bette lag. 
Und die helle Kirchenglocke 
All das Schweigen unterbrach: 
O, wie schlüpft' ich dann so hurtig 
Aus dem Bett ins Kleid hinein, 
Und wie gern ließ ich das Frühstück, 
Um zuerst bei Gott zu sein! 
Ein Gesangbuch unterm Arme, 
Eh ich's Lesen noch verstand, 
Ging ich fort, gebeugten Hauptes, 
Fromm verschränkend Hand in Hand. 
Kam mein Hündchen froh gesprungen, 
Schalt ich: Komm^mir nicht zu nah! 
Kaum daß ich, zur Seite schielend, 
Nach der Vogelsalle sah.
	        
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