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Wie neue Schulhäuser entstanden, so wurden auch neue, schöne Kirchen 
errichtet und ältere verschönert. Dabei zeigte sich die Opfersreudigkeit vieler 
Gemeinden und einzelner kirchlich gesinnter Leute oft im schönsten Lichte. 
Doch auch die anderen Gebäude des Ortes machen zumeist eiueu besseren 
Eindruck als früher. Die Holzhäuser mit ihren Schindel- oder Strohdächern 
werden immer mehr verdrängt; dafür treten uns schöne, schmucke Häuser 
aus Stein und mit Schiefer gedeckt entgegen. Manche Dörfer überraschen 
uns durch ihr freundliches uud sauberes Aussehen. In den Städten dürfen 
überhaupt uur noch massive Häuser erbaut werden. Infolge dieser Bauart 
ist nun auch die Feuersgefahr nicht mehr so groß wie früher. Wie sehr 
haben dagegen früher Schöneck, Falkenstein, Auerbach, Adorf, Ölsnitz, Plauen 
und verschiedene Dörfer unter furchtbaren Feuersbrünsten zu leiben gehabt! 
Da die Straßen meist sehr eng waren, so hatte das Feuer leichtes Spiel 
und sprang behende von einer Häuserreihe auf die andere, ohne daß es auf- 
gehalten werden konnte. Ertönte die Sturmglocke, daun eilten die Bewohner 
des Ortes mit ihren Feuereimern und unvollkommenen Löschgeräten herbei. 
Jetzt giebt es in allen Städten und Dörfern freiwillige Feuerwehren, 
die mit guten Spritzen, langen Leitern und anderen trefflichen Geräten 
ausgerüstet sind und jahraus, jahreiu iu vorzüglicher Übung bleiben. — 
Das Elend nach Bränden war um so größer, als den Leuten oft auch das 
ganze sauer ersparte Geld mit verloren ging. Wer jetzt etwas erspart hat, 
der trägt es in eine der öffentlichen Sparkassen, deren gerade das 
Vogtland sehr viele hat. Hier wird das Geld sicher und gut aufbewahrt, 
ja es trägt sogar noch Zinsen. Früher aber mußte jeder seine ersparten 
Groschen selbst hüteu; sie wurden gewöhnlich in einen Strumpf gesteckt und 
lageu in der „Lade", ohne einen Pfennig Zinsen zu bringen, und waren 
außerdem nicht einmal sicher vor Diebes- uud Feuersgefahr. 
Die Straßen innerhalb der Orte sind jetzt viel breiter als ehedem, 
auch nicht mehr so winklig, sodaß der Verkehr jetzt besser von statten geht 
als früher. Zudem sind sie in vortrefflichem Zustande; selbst die Ver- 
bindungswege zwischen den Dörfern sind jetzt viel besser als ehemals die 
alten Heerstraßen. Damit in den Städten die Bewohner nicht mit den 
zahlreichen Fuhrwerken in Berührung und zu Schaden kommen, sind da- 
selbst besondere Fußwege angelegt, die häusig noch mit steinernen Platten 
belegt sind. In der Herstellung von Straßen geht Plauen alleu anderen 
Städten des Vogtlands voran. 
In zahlreichen Orten, in Städten und Dörfern, sind jetzt Gebäude 
vorhanden, an die vor hundert Jahren gar nicht zu denken war: die 
Fabriken. In ihnen finden Tausende von Menschen ihre Arbeit; giebt 
es doch viele Fabriken mit mehreren Hunderten von Arbeitern und eine, die 
sogar über 1500 beschäftigt. So wuchs die Zahl der Bewohner in den 
Städten und Dörfern, in denen Fabriken entstanden, oft sehr schnell an. 
Am stärksten nahm wohl Plauen zu; deun während es zu Anfange des Jahr- 
Hunderts 5700 Einwohner zählte, so hat es jetzt nach der Einverleibung 
des Dorfes Haselbrunn 65 000. 
Geht das Geschäft gut, so habeu die Leute alle lohnenden Verdienst 
uud fröhliches Leben herrscht in allen Orten; mancherlei Not entsteht aber 
bei Geschäftsstockungen. Da haben sich Vereine gebildet, um die Armen 
zu unterstützen, allen vorander „Albertverein", dann „Fraueuvereiue",
	        
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