Full text: Deutsche Kriegslieder aus den Jahren 1914/16 (H. 175)

Nimm du die Völker der Erde in Sold, 
baue Wälle aus Barren von Gold, 
bedecke die Meerflut mit Bug bei Bug; 
du rechnetest klug, doch nicht klug 
genug. 
was schiert uns Russe und Franzos'! 
Schüfe wider Schuß und Stoß um 
Stoß. 
wir kämpfen den Kampf mit Bronze 
und Stahl 
und schließen Frieden irgend einmal; 
Stirb unb 
Hm Strom ein iiberqualmter Wald, 
und drohend aus dem Wipfelspalt: 
feindliche Schanzen. 
Tief unten aus der Furt herauf : 
Ulanen in gestrecktem sauf 
und hoch die Lanzen. 
Die Pferdenasen flockten Schnee 
in den zerstampften roten Klee 
empor den Hügel, 
wie Stein gehau’n an Feuerstein, 
schlug oben die Schwadron hinein 
die (Eisenflügel. 
Granaten strichen hageldicht 
und bliesen aus viel Rugenlicht; 
Schwadron flog weiter. 
dich werden wir hassen mit langem 
haß, 
wir werden nicht lassen von unserm 
haß. 
haß zu Wasser und haß zu Land, 
haß des Hauptes und haß der Hand, 
haß berhämmer und haß der Kronen, 
drosselnder haß von siebzig Millionen. 
Sie lieben vereint, sie hassen vereint, 
sie haben alle nur einen Feinb: 
Englanb. 
(Ernst Lissauer. 
töerbe!1 
Der Schanzenbeich staub felsenschwer; 
ben Schanzenbeich zerbrach bas Meer 
ber Lanzenreiter. 
Doch ber, ber biefen Ritt befahl, 
ber ben ergrimmten Degenftahl 
voraufgeschwungen, 
lag unten im verbrannten Kraut 
von Pferbeleibern überbaut, 
bie Brust zersprungen. 
Unb hob unb hob bie 3itterhanb 
unb schrieb mit Blut tief in ben Sanb, 
schrieb: „Stirb unb werbe!" 
Das war sein Wappenspruch, sein 
Christentum, 
sein letzter hauch, sein letzter Ruhm 
auf biefer Erbe. Paul Zech. 
während der Schlacht.* 
Das finb bie Tage, wo wir beten lernen: 
hinterm Uebel ber Welt. .. hinter nebelverhangenen Fernen 
Zwei Riefenheere im Vernichtungskampf 
wie Urweltmächte, bie aus bem Dampf 
bes brobelnbert Chaos sich zum Lichte ringen 
— unb wir hören feinen Laut aus ber weite bringen . . . 
von Qualm unb Rauch verbunkelt scheint bie Welt. 
Doch warum bonnert kein Kanonenschall, 
als lägen Roß unb Reiter schon erschlagen im Felb! 
1 Aus „B. 3. am Mittag", 10. Sept. 1914. 
2 klus Leo Sternberg, „Kriegslieöer aus 1914/15". wiesbad. Volksbücher 177.
	        
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