4 Albert Köster, Der Krieg und die Universität
deutschen Heere im Westen und Osten alles vor sich niederwerfen, wie
sie aufmarschiert sind, wie in diesem Millionenheere jeder den ihm ange¬
wiesenen Platz ausfüllt, jeder freudig seine Pflicht erfüllt. Sehen Sie,
mit welcher Sicherheit und Pünktlichkeit Tausende von Lisenbahnzügen
von früh bis spät die Truppen nach dem Westen und Osten befördern,
wie die Verwaltungsmaschine ohne Störung noch Stocken weiter arbeitet.
Sehen Sie das ruhige, friedliche Bild, das die Millionenstadt Berlin auch
heute bietet, sehen Sie (der Fürst wies aus dem Fenster auf den Tier¬
garten), wie der Hafen dort im Tiergarten heute ebenso gepflegt ist
wie in tiefster Friedenszeit, wie die Hosen im Hofengatten an der Thar¬
lottenburger Thaussee blühen und prangen wie immer, sehen Sie die
ruhige, gesittete, im wahren Sinne vornehme Haltung dieses Volkes,
wo jeder seine Schuldigkeit tut, ohne Prahlerei, noch wüsten Lärm, wo
Sie fein häßliches Geschrei auf den Straßen hören, sondern nur, wenn
wieder eine Siegesnachricht eingetroffen ist, eines unserer schönen na¬
tionalen Lieder. Schauen Sie auf das Bild, das in diesem Augenblick
nicht nur die Heichshauptstadt, sondern ganz Deutschland bietet, und ich
darf wohl sagen: Sie blicken auf ein großes volf. fluch derjenige
Deutsche, dem der fllltagsfampf der Meinungen und Parteien hier und
da den unvergänglichen Kern deutschen Wesens verhüllte, den manche
Vorgänge der letzten Jahre mit Sorge auf unsere Entwicklung blicken
ließen, kann angesichts der Haltung des deutschen Volkes in diesem
Hiefenfampf nur schweigend sein Haupt neigen vor der Größe der
Nation." . . .
b) flus Albert Köster, Der Krieg und die Universität, Z. 2t ff.
töaren die militärischen und die sittlichen Voraussetzungen so, daß
die Ration zu ihnen unbedingtes vertrauen haben durfte?
Seien wir ehrlich: weit verbreitet ist in den letzten Jahren der
Zweifel gewesen, wenn auch England bei dem System des Mietlings-
Heeres stehen geblieben war, die fontinentalen Völker, die in Frage
kamen, waren doch alle längst im Wetteifer mit Deutschland zur allge¬
meinen Wehrpflicht übergegangen. Frankreich hatte sie am strengsten
ausgebildet, während Deutschland mit der Durchführung feines wehr-
gefetzes von 1912 eben erst begonnen hatte. Das konnte manchen be¬
denklich stimmen, der dann weiter fragte: 3st unsre Volkskraft noch so
gesund wie einst? 3st nicht das Heer in der langen Friedenszeit er¬
schlafft? Darf man den Heerführern vertrauen, die doch noch nie durch
eine Schlacht erprobt waren? Und weiter griesgrämelten viele: hat
nicht der erbitterte Kampf der politischen Parteien die (Einheit unsres
Volkes untergraben? hat die jahrzehntelange satte Ruhezeit nicht ent¬
nervend gewirkt? Auf so viele Schäden wußte man hinzudeuten: auf den