X. Kaiser Maximilian. XI. Die Fugger 51
zu erheben begonnen, sind bann langsam emporgewachsen unb schlie߬
lich wie in einem Strome hervorgeschossen. . .
Dann hat er sich auch selbst ber Schriftstellerei zugewandt, aber
in beutscher Sprache. Obgleich er es nicht wahr haben wollte, hatte
er boch bichterifche Anlagen unb ließ ein Gedicht über seine Abenteuer
erschienen, bem er ben Titel Teuerbank gab. Darin führt er Heib unb
Fürwitz wie komische Personen ein, bie er mit Vernunft unb Klugheit
besiegt, wie einst Herkules, ba er ber Lust ben Rücken wandte unb öer
Arbeit folgte durch Fels unb Feuer. (Ein anbres schönes Werk, bas
er machen ließ, hieß bie (Ehrenpforte. Der gelehrte Stabius hat es
ganz weise erfunben, unb es ist mit schönen Bilbern geziert.1 . . .
XI. Die Zugger.
Der Geschichtschreiber Beatus Rhenanus an einen Zreund über ihre
Kunstsammlungen. Zchlettstadt, 3. März 153L
Noch habe ich Deine Freundlichkeit nicht vergessen, ber ich in
Augsburg ben Zutritt in bas Haus ber Fugger verbanke. Gibt es et¬
was Schöneres als bas Haus Hnton Fuggers?2 Verschiedene Bäume
gewölbt, auf marmornen Säulen ruhenb, beren Hrchitrave nach an¬
tiker Art mit Skulptur verziert finb. Die schönen unb zierlichen Schlaf-
gemächer, bie Heizeinrichtungen, bie töandelgänge, vor allem bas wun¬
dervolle Schlafgemach bes Hausherrn mit seiner vergoldeten Felder-
decke! Anschließend bie Sebastianskapelle mit ihren Betschemeln, bie
aus kostbarem Material aufs zierlichste gefertigt finb. Überall aber
kostbare Gemälde innen unb außen. Unb boch bei aller ausgesuchten
Pracht meist ein Minimum von prunk, zumeist bürgerliche Anständig-
feit unb einfache Sauberkeit. — Nicht weit banon ist bas haus Haimunb
Fuggers. Das ist ganz wie ein Königssitz, es schaut nach zwei Seiten
in bie schönsten (Bärten. Der eine ist bicht am Hause, ber andere über
der nicht breiten Straße. Alle pflanzen Italiens birgt dieser (Barten.
Und was für kunstvolle Beeteinfassungen, Spaliere, Brunnen mit aus
Erz gegossene Götterbildern! Die (Bärten des Königs von Frankreich,
Me ich in Tours und Blois gesehen habe, haben mir nicht so gefallen.
In den Gemächern sah ich überall die erlesensten Gemälde aus
Italien, aber auch viel gute Porträts von der Hand Lukas (Iranachs.
Aber noch größeren Eindruck machten auf mich die antiken Kunstwerke
im oberen Saal, es sind so viele und so bedeutende, daß ich nicht glaube,
man könne in Italien irgendwo bei einem Manne mehr finden. 3u=
1 Bei diesen Arbeiten waren als Berater auch peutinger und pirckheiiner,
unter den ausführenden Künstlern auch Burgkmaier und Dürer tätig.
2 Hnton und Raimund Fugger sind Hessen Iafob Fuggers des Reichen, der
den Glanz des Hauses begründete, vgl. das (Quettenheft II, 42 Nr. 4.