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feinen eigenen Vorteil, nicht den der Gesellschaft im Auge; aber eben
diese seine Bestrebung führt ihn von selbst oder öielmehr'notmendtq
dahin, daß er diejenige Verwendung vorzieht, welche zugleich die vor¬
teilhafteste für die Gesellschaft ist.... Indem jeder einzelne versucht sein
Kapital tunlichst auf die Unterstützung des heimischen Gewerbefleißes
zu verwenden, und zwar so, daß dieser einen möglichst größten Ertrag
liefere, arbeitet er notwendig nach Kräften dahin, das Einkommen der
Gesellschaft, soweit er kann, zu vermehren. 3n der Regel hat er dabei
freilich weder die Absicht, das öffentliche Interesse zu fördern, noch weiß
er, in welchem maße er es tut; und er wird hier wie in so vielen Höllen
von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu
fordern, den er nicht beabsichtigte.1
Der Staatsmann, welcher es versuchen wollte, Privatleuten An¬
leitung zu geben, wie sie ihre Kapitalien anzulegen hätten, würde sich
nicht nur sehr unnötig bemühen, sondern sich eine Macht anmaßen, die
man nicht nur keinem einzelnen, sondern selbst keinem Senat oder
Staatsiat einräumen sollte, und die nirgends so gefährlich sein würde
als in den Händen dessen, der so töricht wäre, sich einzubilden, daß er
sie auszuüben verstünde?
Die (Erwägung des eigenen Gewinnes ist der alleinige Beweg-
gründ, der den Besitzer irgendeines Kapitals zu bestimmen vermag, das¬
selbe im Landbau, in Fabriken oder in irgendeinem Zweige des Gro߬
oder Kleinhandels anzulegen.3
F. Aufklärung und Religion «Moralphilosophie,.
I. Die kirchliche Kufkliirung als Deismus in England,
t. John Locke?
a) I.Buch, S. Kap. §6. Die Tugend wird allgemein ge*
billigt, nicht weil sie angeboren, sondern weil sie nütz¬
lich ist. Ich räume ein, das Dasein Gottes ist auf so manche weise
offenbar, und der Gehorsam, den wir ihm schuldig sind, stimmt mit
dem Lichte der Vernunft so gut überein, daß ein großer Teil der Men¬
schen für das natürliche Gesetz Zeugnis ablegt; aber ich glaube doch, es
wuß zugegeben werden, daß manche moralische Regel sehr allgemein
die Billigung der Menschen finden könne, ohne daß diese den wahren
Grund der Moralität wissen oder anerkennen, der nur in dem willen
und dem Gesetze eines Gottes bestehen kann, der die Menschen im Dun-
i * Buch IV Kap. 2 (flfher, Bö. 1, S. 435 u. 438).
I ?L43v' ,, .! Buc*l 11 Xap. 5 (flfher, Bö. 1, S. 369.)
Redoms Perlag™ 53 ff ^Dcrstanö’ 1689‘ na(ff öer Übersetzung von Th Schultze,