Full text: Das Zeitalter der Aufklärung (H. 66)

Sensualismus und (Empirismus 3 
das es nicht ist, und stets die Ordnung beibehält, die erforderlich ist, 
um die einen von den andern abzuleiten, es keine so entfernten Erkennt¬ 
nisse geben kann, zu denen man nicht gelangte, noch auch so verborgene, 
die man nicht entdeckte. 
11,21. was mich aber bei dieser Methode am meisten befriedigte, 
war der Umstand, daß ich durch sie sicher war, in allem meine Der- 
nunft anzuwenden, wenn auch nicht in vollkommener weise, so 
doch wenigstens so gut, wie es in meiner Macht war,- ganz abgesehen 
davon, daß ich bei ihrer Ausübung merkte, daß mein Geist sich nach 
und nach daran gewöhnte, seine Objekte klarer und deutlicher zu er¬ 
fassen. 
77,17. was die Ansichten anbetrifft, die ganz mein sind, so ent¬ 
schuldige ich sie nicht wegen ihrer Neuheit, denn, wenn man ihre Gründe 
recht erwägt, so bin ich sicher, daß man sie so einfach und so sehr mit 
dem gesunden Menschenverstände übereinstimmend finden 
wird, daß sie weniger außerordentlich und seltsam erscheinen roerben 
als irgendwelche andere, die man über dieselben Gegenstände haben kann. 
2. Herbert von Lherbury? 
Mögen sie doch aufhören, zu jenen großen, berühmten Hamen ihre 
Zuflucht zu nehmen, um ihre Irrtümer damit zu decken, die wahn¬ 
sinnigen! Die Autorität ist lediglich die Zufluchtstätte der Un¬ 
wissenheit. . . Entscheide selbst, kehre zu dir selbst zurück und prüfe 
mit deinem eigenen Urteil die Meinungen der Schriftsteller!1) 
C. Die Philosophie 6er Aufklärung im engeren Sinne, 
I. Der Sensualismus und (Empirismus John Lockes? 
I. Buch, 2. Kap. Dem Geiste sind keine Grundbegriffe 
angeboren. 
§5. Sie sind dem Geiste nicht von Natur eingeprägt, 
weil sie den Kindern, Idioten usw. nicht bekannt sind. — 
Denn erstens liegt es auf der Hand, daß alle Kinder und Idioten nicht 
den geringsten Begriff oder Gedanken von ihnen haben, und dieser 
Mangel genügt, um den allgemeinen Beifall zu vernichten, der notwen¬ 
dig der unausbleibliche Begleiter aller angeborenen Wahrheiten sein 
muß; denn es scheint mir fast ein Widerspruch darin zu liegen, wenn 
man sagen wollte, es gebe der Seele eingeprägte Wahrheiten, die sie 
1 Herberts Schrift Tractatus de veritate. Paris 1656, S. 204. (Herbert 
war englischer Gesandter in Paris.) 
t -^ohn Locke, An essay concerning human understanding, 1689. Hus- 
gäbe Th, Schulze, Reclams Verlag. 
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