Full text: Friedrich der Große. 1. Seine Kriege (1 = H. 63 [d. Gesamtw.])

4 Kusbruch des ersten Schlesischen Krieges 
sich mehr um die Aufrechterhaltung der inneren Ruhe als um Be¬ 
nützung der pragmatischen Sanktion kümmern würde, um derentwillen 
in Deutschland Unruhen entstehen mußten. 
Zu allen diesen Beweggründen kam noch der Anreiz eines zahlreichen, 
schlagfertigen Heeres, die gute Ordnung der Finanzen, die Gelder, die 
die Schatzkammern füllten, vielleicht auch die Begierde, mir einen Hamen 
zu machen. Das alles waren die leicht erkennbaren Gründe, die mich 
antrieben, Maria Theresia, der Königin von Ungarn und Böhmen, den 
Krieg zu erklären. 
2. Der König an Voltaire über den Ausbruch des Krieges.1 
Hemusberg (Rheinsberg), 26. Oktober 1740. 
Lieber Voltaire, für diesmal hindert mich der am wenigsten vermu¬ 
tete Vorfall von der Welt, Ihnen mein herz wie gewöhnlich auszuschüt¬ 
ten und zu plaudern, wie ich gern möchte. Der Kaiser ist gestorben— 
Dieser Todesfall zerstört alle meine friedlichen Entwürfe. 3ch glaube, 
im Monat Juni wird es mehr auf Pulver, Soldaten und Laufgraben an¬ 
kommen, als auf Schauspielerinnen, Ballette und Theaterstücke. . . . Jetzt 
ist die Seit da, wo das alte politische System eine völlige Veränderung 
erleiden muß' der Stein ist losgerissen, der auf die Bildsäule aus vier 
metallen, die Üebukadnezar sah, herabrollte und sie zertrümmerte— 
Ich danke Ihnen tausendmal, daß Sie den Druck des ßntimachiavell be¬ 
endet haben. Augenblicklich kann ich nicht daran arbeiten, da ich mit Ge¬ 
schäften überhäuft bin. Mit meinem Fieber habe ich aufgeräumt, denn 
ich brauche meinen Körper, um die Umstände aufs beste zu benutzen. . . . 
3. Schluß der Denkschrift des Königs: Gedanken über die politischen Pläne in 
bezng aus den Tod des Kaisers? 
Ich ziehe aus dieser ganzen Untersuchung den Schluß, daß man sich 
vor dem Winter in den Besitz Schlesiens setzen und dann erst verhandeln 
muß. Dann wird man immer noch seinen Entschluß, zu verhandeln, 
fassen können, und wir werden mit (Erfolg verhandeln, wenn wir im Be¬ 
sitz sein werden, während wir uns, wenn wir anders verfahren, unserer 
Vorteile berauben. Durch eine einfache Verhandlung werden wir nie 
etwas erreichen, oder aber man wird sehr lästige Bedingungen stellen, 
um uns Kleinigkeiten zu bewilligen. 
4. Der König an die Offiziere der Berliner Garnison? 
Meine Herren ! Ich unternehme einen Krieg, für den ich keine andern 
Bundesgenossen habe als Ihre Tapferkeit und keine anderen Hilfsquellen 
als mein Glück. Gedenken Sie stets des unsterblichen Ruhmes, den Ihre 
vorfahren auf den Gefilden von Warschau und Fehrbellin erworben 
1 Oeuvres XVII, S. 48. 2 politische Korrespondenz I, S. 91. 
3 Gekürzt. Histoire de mon temps. Kap. 2. Oeuvres de Frederic Ie 
Grand. II, 58—9.
	        
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