Full text: Das preußische und deutsche Heer ; Teil 2 = H. 89 d. Gesamtw. (Teil 2 = H. 89 [d. Gesamtw.])

2 Die preußischen Truppen im Sommer 1807 
dazu kamen die große Ungleichartigkeit im Offizier- und Unteroffizierkorps, 
die große Zahl von Beurlaubungen und Mängel in der Methode der Bus» 
bildung (10). (Einsichtige militärische Kreise, darunter namentlich Prinz 
Wilhelm v. Preußen, des Königs zweiter Sohn, drangen auf durchgreifende 
Reformen. 
B. Das Heer unter Zriedrich Wilhelm IV. 
Einzelne Mißstände wurden unter der neuen Regierung beseitigt (11.12). 
vor allen Dingen aber bewährte sich die Pflichttreue des Heeres in der Seit 
der Revolution (13. 14) wie in den Kämpfen in Baden und gegen Dänemark 
(1848 und 1849). Leider wuchs die Friedensstärke nicht entsprechend der 
Vermehrung der Bevölkerung (s. S. 38). Zahlreiche Diensttaugliche konnten 
nicht in das Heer eingestellt werden; daher mußte bei Mobilmachungen 
gleich eine größere Zahl meist verheirateter Landwehrleute eingezogen wer¬ 
den. Die Mobilmachungen in den Jahren 1850 und 1859 deckten manche 
Mängel auf (15). So blieb der Wunsch nach durchgreifenden Reformen 
wach; (Ernst wurde erst damit gemacht, als Prinz Wilhelm v. Preußen als 
Prinzregent die Zügel der Regierung ergriffen hatte. 
a) Die Seit bis zu den Befreiungskriegen. 
L Der Zustand preußischer Truppen im Sommer J807.1 
Das Bataillon2 befand sich, wie die (Truppen der aktiven Armee, auf 
dem Kriegsfuß, der aber von dem bisherigen sehr verschieden war. Die 
Zelte, die Menge der Bagage, die vielen wagen und Pferde waren ver¬ 
schwunden, und es herrschte ungleich mehr Beweglichkeit, wenn auch manches 
... Überflüssige vorhanden war, was dem Staate unnützes Geld kostete. So 
hatte z. B. jeder Offizier noch ein Reitpferd und durfte sich ein zweites oder 
auch mehrere halten. ... Zur Anschaffung eines Pferdes bekam jeder Offi¬ 
zier 80, zur Einkleidung eines Knechtes 30 Taler. Das Gehalt war das 
frühere, dazu erhielt der Offizier gleich dem Soldaten feine Ration an Brot, 
Fleisch und Lebensrnitteln aller Art sehr reichlich geliefert. ... Der Soldat 
empfing außer der Löhnung Brot, Fleisch, Gemüse und Branntwein. (Er war 
gut gekleidet, hatte zu der sehr vereinfachten Montierung einen Mantel, 
kurz es war in jeder Hrt so gut für ihn gesorgt, daß die beste Stimmung 
herrschte. Mit Ausnahme einiger Ausländer und alten Soldaten, die sich 
aus der Gefangenschaft befreit hatten, bestand das ganze Bataillon aus neu 
ausgehobenen Leuten aus der Provinz [Preußen]. Diese waren zwar alle 
Polen oder Litauer, aber ein so guter Schlag Menschen, daß, von einigen 
Trunkenbolden abgesehen, weder an (Exzesse noch an Desertion zu denken 
war. Mit der Bewaffnung des Bataillons wie der der meisten sah es hin- 
1 flach „Kriegerleben des Johann von Borde". Nach dessen Auszeichnungen 
bearbeitet von v. Leszczqnski. Berlin 1888, mittler & Sohtt. S. 89. 
' 3. Dstpreußisches Reservebataillon.
	        
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