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Dort stellten die Bischöfe unb Großen dem König Bernhard vor, wie
arg ihn sein Oheim, der Kaiser, bei der Theilung übervortheilt habe, und
reizten ihn, sich von dem Frankenreich unabhängig zu machen. Aber bevor
noch Bernhard zu solchem Endzweck seine Heeresmacht gesammelt hatte,
zog Ludwig gegen ihn aus, und nun verließen die Wälschen zaghaft ihren
König. Da warf sich dieser zutrauensvoll seinem Oheim zu Füßen und
gab sich dessen Gnade anheim. Aber Irmengard, die Kaiserin, wollte
Italien einem von ihren Söhnen verschaffen und lag ihrem schwachen
Gemahl an, daß er seinen Neffen blenden ließ. Als dieser nun drei Tage
nach dem Verlust des Augenlichts an den Folgen der Mißhandlung starb,
hatte Ludwig nicht mehr Rast und Ruh', und als die Kaiserin bald daraus
starb, zitterte er vor dem Strafgericht Gottes. Da schenkte er mit vollen
Händen an die Kirche und an die Armen, um Gottes Barmherzigkeit für
seine Sünden zu erwerben. Seinem Sohne Lothar aber gab er das Reich
Italien, welches der verstorbene Bernhard bisher verwaltet hatte.
2. Der Kamps mit den Söhnen.
So bußfertig nun der verwittwete Kaiser auch war, so widerstand er
doch der Begierde nicht und hielt gar bald Rundschau über die schönsten
Frauen seines Reichs. Am besten gefiel ihm Judith, die Tochter des
Welf, aus einem edlen Geschlecht, das in Schwaben und Bayern gar reich
an Gütern war. Und er nahm die schöne Judith zur Gemahlin. Diese
hatte ihn bald so sehr durch Liebe gefangen, daß er ihr Alles zu Willen
that, was sie verlangte. Nur an ihr und an der Geistlichkeit hingen alle
seine Gedanken und darüber vergaß er sein weltliches Reich. Da merkten
die Völker, die an der Grenze wohnten, daß Karl's des Großen Schwert
in der Scheide roste, und sie stürmten von allen Seiten her wider das
Reich. Die Normannen kreuzten an den Küsten Flanderns, im Süden
schweiften die Araber mit Mord und Brand durch die spanische Mark und
im Osten droheten die Slaven. Zu gleicher Zeit unterdrückten und mi߬
handelten daheim die Grafen und Edeln das Volk, rissen das Land an
sich, trieben Zölle für sich selber ein, schlugen eigne Münze und thaten,
als wären sie die Herren und kein König und Kaiser mehr über ihnen.
Bei solcher Willkür kam Jeder darauf, sich selber Recht zu verschaffen;
da ward das Land voll Raub und wilder Gewalt. Der Kaiser aber griff
nicht zum Schwert, sondern suchte den Zorn Gottes durch Buße und
Gebet zu versöhnen.
Im Jahre 823 hatte ihm seine zweite Gemahlin einen Sohn ge¬
boren, Karl (der Kahle zubenannt), den liebte er nun über Alles und
Judith beredete ihn, daß er zu Gunsten ihres Söhnleins die Theilung
zwischen den drei Söhnen aus erster Ehe umstieß. Da ergrimmten die
drei Brüder Lothar, Pipin und Ludwig und vergaßen, daß der, welcher
ihr Recht beugen wollte, ihr Vater sei. Sie zogen als Feinde wider ihn
aus; das Volk entsetzte sich über den Frevel, aber die Großen frohlockten
im Stillen. Der Kaiser brachte auch ein Heer zusammen, aber die Söhne