Object: Neuere Geschichte (3. Bdchen)

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Gustav Adolf hatte sich hier stark verschanzt; dasselbe that 
Wallenstein. Elf Wochen lagen die beiden Heere einander 
gegenüber; der Mangel an Lebensmitteln nahm immer mehr 
zu, so daß der König beschloß, das verschanzte Lager der 
Feinde zu stürmen. Allein vergebens führte er seine Truppen 
gegen die Anhöhen, sie wurden von einem mörderischen Kanonen¬ 
feuer empfangen und sanken reihenweise zu Boden. Nach er¬ 
folglosen Anstrengungen führte der König auch feine Garden 
ins Feuer; umsonst, am Abend lagen 3000 Tote auf dem 
Schlachtfelde. Gustav Adolf mußte sich entschließen, die ans- 
gehungerte Gegend zu verlassen. Auch Wallenstein brach ans 
und zündete sein Lager an, das anderthalb Meilen im Um¬ 
fang gehabt hatte. 
5. Schlacht bei Lühen. Anstatt Gustav zu verfolgen, 
eilte Wallenstein nach Sachsen, um den Kurfürsten zum Frieden 
mit dem Kaiser zu zwingen. Jetzt schickte der Kurfürst Boten 
über Boten an den König mit der Bitte um Hilfe. Sogleich 
brach dieser nach Sachsen ans und gelaugte nach Naumburg 
an der Saale. 
Da die Jahreszeit schon vorgerückt war, so entließ Wallen¬ 
stein den Pappenheim mit einem Teile des Heeres. Kaum 
hatte Gustav dies vernommen, so eilte er nach dem Städtchen 
Lützen nicht weit von Leipzig, wo er die Kaiserlichen traf. 
Sein Herz war von trüben Ahnungen erfüllt. Er brachte die 
Nacht vor dem Kampfe schlaflos in seinem Wagen zu. Da 
brach der Morgen des 16. Nov. an. Ein dicker Nebel bedeckte 
das Gefilde. Im Dunkel ordnete Gustav Adolf seine Scharen. 
Als die Aufstellung vollendet war, sangen die Schweden zum 
Schalle der Trompeten und Pauken Luthers Kraftlied: „Ein' 
feste Burg ist unser Gott!" Nach einem kurzen Gebete schwang 
sich der König aus sein Roß und ritt durch bie Glieder. Als 
gegen 11 Uhr die Sonne den Nebel verscheuchte, rief er: „Nun 
wollen wir dran! Das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu, 
hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Den Brust- 
harnisch hatte er mit den Worten: „Gott ist mein Harnisch!" 
zurückgewiesen. Nun stürmten die Schweden auf die Landstraße 
los, aus deren Gräben ihnen ein fürchterliches Feuer entgegen¬ 
kam, das die Anstürmenden reihenweise zu Boden streckte. Der 
Sieg schwankte hin und her. Zweimal drangen die Schweden 
über den Graben und eroberten die Kanonen, aber zweimal 
wurden sie zurückgeschlagen. Endlich drang der rechte Flügel, 
Vom Könige selbst geführt, siegreich durch und trieb die Feinde 
vor sich her. Da erhielt Gustav die Nachricht, fein linker Flügel 
weiche zurück. Sofort eilte er an der Spitze seiner Reiter
	        
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