222
Osterglocken; freudetaumelnd verzichtete er auf das Reich und versprach,
sowohl für sich als auch für seine Brüder, dem König Ludwig zu huldigen
und ihm auch wider den Papst beizustehen; — endlich, wenn es ihm nicht
gelingen sollte, die Feinde zu versöhnen, sich auf den Johannistag wieder
in Haft zu stellen. Andächtig hörten hierauf die versöhnten Jugendfreunde
Messe und nahmen das heilige Abendmahl; der edle Prior Gottfried
theilte die Hostie zwischen ihnen zur Weihe der Eintracht und des Friedens.
Sie umarmten und küßten sich und der Geist des Herrn heiligte diese
Stunde der Versöhnung. Es war am 13. März 1325.
Blaß und abgemagert kehrte Friedrich, der einst so schön und freudig
gewesen war, nach Wien zurück. Seine treue Gattin Jsabella konnt' es
nicht mehr sehen, wie seine Schönheit im Unglück dahin geschwunden war;
sie hatte sich um ihn blind geweint. Doch er berief sogleich alle seine
Brüder zusammen und bat sie, dem König Ludwig zu huldigen und ihm
die Reichsgüter in Schwaben und im Elsaß zurückzugeben; das ganze
deutsche Reich forderte er auf, Ludwig als den rechtmäßigen Herrn anzuer¬
kennen. Doch Herzog Leopold verschloß allen Bitten sein Ohr und sprach:
„Nie werde ich erfüllen, was du überrascht in der Noth versprochen hast.
O sieh! Mein ganzes Leben gab ich ja einzig für die Macht und Ehre
unseres Hauses dahin — für dich, mein Friedrich, für dich! Und Alles
wäre jetzt umsonst? Nein! Endlich ist das Glück uns hold; du bist frei,
ich bin gerüstet, unsere Bundesgenossen harren ungeduldig des Kampfes.
Darum nichts vom Frieden!" Der Papst reizte noch diesen Ungestüm
und sprach: „Nichtig ist der Eid, welchen du dem Ludwig geschworen, und
willst du ihn halten, so treffe auch dich der Bann, wie ihn!" Und der
unversöhnliche Papst rief noch die Könige von Polen und Frankreich gegen
Deutschland auf, um Ludwig den Bayer zu verderben.
Als nun Friedrich sah, daß es thut unmöglich sei, das gegebene Ver¬
sprechen zu erfüllen und die Feinde Ludwig's zu versöhnen, wollte er doch
sein Wort halten. Er reiste um Johannis nach München und stellte sich
freiwillig in die Haft Tief gerührt schloß ihn Ludwig an's Herz und
wollte ihn nicht mehr davon lassen. Von Stund an aßen Beide an Einem
Tische und schliefen in Einem Bette, wie zwei leibliche Brüder. Der
Papst konnte solche deutsche Treue lange nicht für möglich halten, doch
Ludwig bauete fest darauf. Und als er seinem Sohne, dem er die Mark
Brandenburg verliehen hatte, zu Hülfe ziehen mußte, übergab er dem
treuen Friedrich die Obhut Bayerns. Am 5. September 1326 aber schloß
Ludwig mit Friedrich einen Vertrag, daß sie auch die Herrschaft theilen
wollten, wie Tisch und Bett. Dies hielten sie jedoch geheim, damit der
Papst mit den Kurfürsten nicht Einsprache dagegen erheben möchte.