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einst zu Rolanb's Burg gehört haben soll, welche auf diesem Felsen stand.
Von da schaut man nieder auf die schöne Insel Nonnenwerth, im breiten
Spiegel des Rheines, und gegenüber liegt die jähe Wand des Drachen¬
felsen, wo einst der Drache die Jungfrau bewachte, die von dem leuch¬
tenden Helden Siegfried erlöst ward. Hinter dem Drachenfelsen aber
ragen die sechs andern Kuppen des Siebengebirges hervor.
Aber noch in einer andern Weise ist uns das Andenken Roland's und
zwar im Sachsenlande erhalten. In vielen alten Sachsenstädten findet man
gewaltige Steinbilder, die man Rolande nennt. Es sind riesenhafte
Männergestalten mit Waffen geschmückt; die Rechte hebt hoch das Schwert
empor und die linke deckt mit dem Schilde die Brust. Von allen der
berühmteste ist der Roland von Bremen, der mitten auf dem Markte
steht. Außerdem aber findet man Rolandsbilder in Naumburg, Nordhausen,
Magdeburg, Halberstadt und — wohin später der sächsische Stamm vor¬
drang, nachdem die vorgedrungenen Slaven wieder zurückgetrieben waren, —
in Brandenburg, Stendal, ja auch in kleineren Städten, wie in Perleberg,
selbst in Flecken und Dörfern, wie in Reichenwalde in der Lausitz.
Scenen und Bilder aus den Kreuzzügen.
1. Papst Urban II. und der Eremit Peter von Amiens (1095 n. Chr.).
1.
Als bie Türken, welche schon längst unumschränkte Herren von Pa¬
lästina und ber heiligen Stabt Jerusalem waren, bie christlichen Pilger,
welche nach bent Grabe bes Erlösers wallfahrteten, immer härter bebrückten,
bazu auch ber griechische Kaiser Alexius, bem vor ber türkischen Uebermacht
bange warb, sich mit Bitten um Hülfe an ben heiligen Vater in Rom
wanbte, faßte Urban II., bas bamalige Oberhaupt ber katholischen Christen¬
heit bes Abenblanbes, in seinem weitschauenben Geiste ben großen Ent¬
schluß, alle Gläubigen ber katholischen Kirche zu einem Kreuzzuge nach
Palästina aufzubieten, um bas Grab bes Heilanbes unb bie heilige Stätte,
wo er gelehrt, gelebt unb gelitten hatte, aus den Hänben ber Ungläubigen
zu befreien. Er berief eine große Kirchenversammlung nach Klermont
im süblichen Frankreich, auf ben November 1090. Eine weite Ebene war
hier mit Bischöfen unb Mönchen, Fürsten unb Herren bebeckt; unb als
ber Papst ihnen alle bie Vortheile an's Herz legte, bie sie bei einem solchen
Zuge gewinnen könnten, nämlich unermeßliche Beute, Vergebung aller
Sünden unb unsterbliches Verdienst im Himmel, ba rief bie ganze Ver¬
sammlung : „Gott will es, Gott will es!" Alle knieten nieder, um ben
Segen bes heiligen Vaters zu empfangen, unb als ber Papst einem