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von Brandenburg und Johann Georg von Sachsen zu bewegen, sich
mit ihm für die evangelische Lehre zu verbünden.
Die Schweden waren längs der Oder herausgerückt, während
Lilly, der jetzt auch den Oberbefehl über das kaiserliche Heer übernom¬
men hatte, im Februar 1631 mit 34,000 Mann bei Frankfurt an¬
langte. Gustav näherte sich ihm, und man erwartete eine Schlacht,
als plötzlich Lilly über Ruppin nach Mecklenburg zog. Er eroberte
das von den Schweden besetzte Neu branden bürg und ließ die 2000
Mann starke Besatzung niederhauen. Gustav Adolf eroberte Kolberg
und am 13. April ließ er Frankfurt an der Oder angreifen, wo
Liefenbach mit 6000 Mann zurückgeblieben war. Im ersten Anlauf
wurde die Mauer erstiegen und die Kaiserlichen von den wüthenden
Schweden mit dem Ausruf: „Neubrandenburgisch Quartier", als Sühne
für den Mord der Ihrigen in Neubrandenburg, zusaminengehauen. Lilly
hatte sich wieder nach der Elbe gewandt, um in Verbindung mit Pap¬
penheim die Belagerung von Magdeburg zu betreiben. Der König
erhielt voll der eröffneten Belagerung Nachricht und ermunterte die Bür¬
ger zum Ausharren, mit dem Versprechen, ihnen Hülfe zu bringen.
Gleich zum Entsätze der bedrohten Stadt vorzudringen, wagte er nicht,
weil seine Streitkräfte durch viele Besatzmlgen zersplittert waren, und
der Rückzlig im Falle eines Unfalls ein sehr unsicherer gewesen sein
würde, wenn der Kurfürst von Brandenburg den Geschlagenen seine
Straßen uild Brücken versperrt hätte. Der König erwartete ganz sicher,
daß sich sowohl Sachseil als Brandenburg an ihn anschließen würdew;
allein beide Länder wurden voil Fürsten regiert, die keines schnellen Ent-
schluffes fähig waren.
Georg Wilhelm hatte die Regierung voil Branderlburg in
schwerer Zeit übernommen; die Behauptung der jülich-clevischen Länder
erforderte große Anstrengungen; die alten Stamnilande, die Marken,
unterstützten ihren Herrscher schlecht, und Geld und Truppen wurden läs¬
sig bewilligt. Georg Wilhelms Gabeil reichten für seine Alifgabe nicht
hin, und er gestattete in allen Staatsangelegenheiteil dem Geheimen
Rath Grafen Adam von Schwarzenberg den größten Eillstuß.
Schwarzenberg war Katholik uild nicht frei von Habsucht, so daß er sich
nicht scherite, arich vom Kaiser Gescheilke anzullehmen. Ueberdies war
Georg Wilhelm eifersüchtig und unwillig auf den ihm verschwägerten
König von Schweden, der sich vorläusig in den Besitz des durch Erb¬
verbrüderung dem Hause Zollern zustehenden Herzogthums Pommern ge¬
setzt hatte. Auch hielt den Kurfürsten Aengstlichkeit, der Rückblick auf
das Geschick des pfälzischen Kurhallses, die Erwägung der Streitkräste
von Kaiser und Liga und die Furcht vor Lilly, der mit dem Siege ver¬
brüdert zu sein schien, von dem Anschlüsse an Schweden ab.
Ganz besondere Pflichteil, sich der protestantischen Sache anzuneh¬
men, hatte Kurfürst Johann Georg von Sachsen. Seine Länder
waren von der Kriegsnoth verschont geblieben, und er konnte jetzt die
frühere Verbindung mit dem Kaiser gegen seine Glaubensgenossen wieder
gut machen. Allein einen so kräftigen Entschluß vermochte Johann
Georg nicht zu fassen, er verharrte auch jetzt noch auf dem Wege güt¬
licher Unterhandlung mit dem Kaiser und berief im Februar 1631 die
evangelischen Stände nach Leipzig. Auf dem leipziger Convent