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die Klöster allein Sitze der Frömmigkeit, eine Zuflucht für die lebens¬
müden, von der Welt zurückgestoßenen Seelen, für die verfolgte Unschuld,
wo selbst den Räuber ein Gefühl der Ehrfurcht überkam. Großes haben
sie geleistet, um das Land urbar zu machen, um die Schätze der Wissen¬
schaft zu retten, um den Frieden Jesu Christi zu erhalten inmitten des
wilden Kriegsgetümmels; sie waren ein Werkzeug in der Hand der gött¬
lichen Vorsehung.
Konstantin und Julian.
1. Konstantin (325 n. Chr.).
1. Die Theilung der Herrschaft im römischen Reich.
Diokletian, streng als Gesetzgeber und Herrscher (er regierte von
284 bis 305, wo er freiwillig die Krone niederlegte), religiös, aber auch
noch ganz dem heidnischen Aberglauben ergeben und darum ein Feind der
Christen, die er verfolgen ließ — hatte dem ohnehin zum Schatten ge¬
wordenen römischen Senate völlig ein Ende gemacht, sich zum Alleinherrscher
des gesammten römischen Reiches erklärt und seine Stirn mit dem orien¬
talischen Diadem geschmückt; aber auch, weil er zuerst Mitregenten annahm,
die spätere Theilung des übergroßen Reiches angebahnt. Sein Mitregent
M a x i m i a n u s, der wie er selbst den Titel A u g u st u s führte, übernahm
die Westhälfte, Diokletian, der seine Residenz in Nikomedia (Kleinasien)
aufschlug, den östlichen Theil des Reichs. Maximian hatte seinen Sitz in
Mailand genommen, und regierte von hier aus Italien, Gallien, Spanien
und Afrika. Doch dünkte Beiden die Aufgabe immer noch zu schwer und
so nahmen sie im Jahre 292 noch jeder einen Reichsgehülfen (mit dem
Titel Cäsar) an; nämlich Diokletian den Galerius, welchem er
Griechenland, Thraeien und die Donauländer überließ, und Maximian
den Konstantins Chlorus. Dieser war der Vater Konstantins;
er verwaltete Gallien und Spanien als ein menschenfreundlicher und
kluger Regent, der die Christen, so viel er vermochte, schonte, und christ¬
liche Bischöfe und Priester öfters zur Tafel zog.
Wie bei dem Vater war auch bei dem Sohne der Glaube an die
heidnischen Götter nicht mehr so fest, daß Konstantin nicht hätte auch dem
unsichtbaren Christengotte, der sich trotz aller blutigen Verfolgungen feiner
Bekenner als unbesiegbare Macht erwiesen hatte, große Aufmerksamkeit,
wenn auch noch keine Verehrung schenken sollen. Aber die politischen Ver¬
hältnisse des schon in sich zerrütteten Reiches, der Kampf gegen die Mit¬
regenten und die Erfahrung, wie christliche Soldaten die tapfersten Helden
waren und das Zeichen des Kreuzes alle Beschwörungen und Opfer der
heidnischen Priester zu nichte machte, brachten Konstantin zu dem großen
Entschluß, mit Hülfe der neuen Religion alle seine Widersacher zu ver-