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und der Pöbel verfolgte den Leichenzug nach St. Denys mit solchem Un¬
willen und solchen Schimpfreden, daß man genöthigt war, die Leiche auf
Nebenwege zu führen.
Peter der Große und Karl XII. von Schweden.*)
1.
Bis zu Peter's glorreicher Regierung gehörten die wilden Russen zu
den asiatischen Völkern. Kaum wußte man in Europa von ihnen, und
es war eine große Seltenheit, wenn einmal ein europäischer Fürst eine
Gesandtschaft nach Moskau sandte. Sitten, Kleider, Bildung und Sprache
unterschieden sie gänzlich von den gebildeten Völkern, die daher nichts
nach ihnen fragten. Da trat vor ungefähr 150 Jahren Peter auf. An¬
fangs selbst ohne Bildung, bildete er sich selbst mit nie gestillter Wi߬
begier und that dann so viel für die Bildung seines Volkes, daß es
während seiner Regierung größere Fortschritte machte, als andere Völker
kaum in Jahrhunderten. Peter erscheint als einer der großen Männer, deren
sich die Vorsehung bedient hat, aus das Glück ganzer Völker einzuwirken.
Während der ersten dreißig Regierungsjahre Ludwig's XIV. regierte
in Rußland der Czar Alexei. Als er starb, hinterließ er mehrere Kinder,
von denen der älteste Sohn, Feodor, zwar folgte, aber auch bald (1682)
starb. Sein Tod ließ Unruhen fürchten; denn er hinterließ eine eifer¬
süchtige Schwester, Sophia, einen schwachsinnigen Bruder, Iwan, und
einen zehnjährigen Stiefbruder, Peter. Die Unruhen blieben auch nicht
aus. Zwar riefen die russischen Großen den jungen Peter zum Czaren
aus, aber Sophia, die ihn und seine Mutter Natalie bis auf den Tod
haßte, hetzte die Strjelzü oder Strelitzen — so nannte man die regel¬
mäßigen Soldaten — auf und diese erregten einen furchtbaren Aufruhr,
weil Sophia ausgesprengt hatte, daß Iwan durch die Familie der Natalie
ermordet sei. Mit wüthenden Blicken wälzte sich die Schaar nach dem Palaste,
um Jwan's Tod zu rächen, und selbst als dieser sich zeigte, hörte der
Tumult nicht auf. Die meisten Brüder, Verwandten und Räthe Natalien's
wurden grausam ermordet. Den Leibarzt ermordeten sie, weil sie bei ihm
getrocknete Meerpolypen und eine Schlangenhaut gefunden hatten, ihn
daher für einen Zauberer hielten. Dann riefen sie Iwan zum Czaren
aus. Er erschien und stammelte: „Ich will euer Czar sein; aber laßt doch
meinen lieben Bruder Peter mit mir regieren!" Das ließen sie sich gefallen.
Bald brach unter den Strelitzen ein neuer Tumult aus. Natalie und
Peter flohen aus Moskau nach einem festen Kloster. Ihnen folgten die
Mörder. Lange suchten sie vergebens; endlich kamen sie in die Kirche.
Hier kniete Peter am Altare; seine Mutter stand vor ihm und deckte ihn
*) Fr. Nösselt.