Vorwort zur ersten Auslage.
Alber die Grundsätze, nach denen dies Lehrbuch ausgearbeitet
worden ist, habe ich im Vorwort des ersten Bändchens gesprochen.
An dieser Stelle wünschte ich mich nur über einige Punkte der
Periodeneinteilung, wie ich sie vorgenommen habe, zu äußern.
Zunächst schien es mir richtiger den zweiten großen Abschnitt
der deutschen Geschichte mit dem Jahre 919 als mit dem des Ver¬
trages von Verdun zu beginnen; dieser Vertrag hatte ja keine end-
giltige Ausscheidung des deutschen Staates aus dem Karolingerreiche
zur Folge; das Wesentliche aber, was das neue Zeitalter von den
früheren unfertigen politischen Zuständen scheidet, ist jedenfalls die
— seit Heinrichs I. Thronbesteigung sich vollziehende — Herausbil¬
dung eines deutschen Nationalstaates, dessen Kern die deutsch sprechen¬
den Stämme zwischen Alpen und Nordsee, Maas und Elbe sind.
Diese Thatsache muß auch als bedeutsamer als die im Jahre 962
, erfolgte Kaiserkrönung Ottos des Großen angesehen werden; denn
die nationale Zusammenfassung des deutschen Volkes ermöglichte erst
die Erneuerung des Kaisertums oder anders gesagt eine südwärts
gerichtete Eroberungspolitik der deutschen Könige. Ich glaube daher,
daß kein Grund vorliegt, die innerlich so zusammenhängende Regierung
Ottos des Großen auseinanderzureißen, zumal die Erfahrung lehrt,
daß auch der Primaner möglichst einfache Gesichtspunkte für die
Periodenabteilung braucht.
Dieselbe Erfahrung ist es, um deren willen ich mich nicht
habe entschließen können, die deutsche Kaiserzeit, anstatt sie nach den
drei auf einander folgenden Dynastien abzuteilen, in zwei Perioden
der Herrschaft des Kaisertums über das Papsttum und des Kampfes
mit dem Papsttum zu zerlegen; umsomehr als ich dann allerdings