Object: Leitfaden beim Unterrichte in der Geographie

116 Dritter Abschnitt. 
mal zu 5000 F. H. Oestlich daneben ist eine andere Lücke, 
durch den Manaar-Gols ausgefüllt, und jenseit dessen steigt das 
Land in den Granitbergen der Insel Ceylon abermals auf, wo 
der fast 6900 F. h. A d a m s - P i k, ein heiliger Wallfahrtsort 
der Jndier, ist. 
§ 190. Das an Prodneten der mannigfaltigsten Art 
außerordentlich reiche Ostindien, das Land der Elephanten, 
Löwen, Tiger und Schlangen, hat eine äußerst gemischte Bevöl- 
kerung. Es werden daselbst 58 Sprachen gesprochen. 
Das wichtigste Volk sind die hauptsächlich im Ganges-Gebiete 
wohnenden Hindus, von kleiner Gestalt, aber bedeutenden geistigen 
Fähigkeiten, dabei sittlich sehr verkommen; sie sind eins der ältesten Cnltur- 
Völker der Erde. Seit der ältesten Zeit zerfielen sie in vier sogenannte 
Kasten oder Stände: 1) Die B rahminen, d. i. die Betenden, die Ge- 
lehrten, ble zwischen dem Volke und den Göttern vermittelnden Frommen 
und ^Geistlichen. 2)Kschettriyas, Vermögende, Krieger, einschließlick 
der Fürsten. Sie haben fast immer in gutem Einvernehmen und in 
enger Verbindung mit den ersteren gestanden. Besonders kriegerische 
Stämme sind die auf dem Plateau von Punah wohnenden Mahratten, 
die in den Bergen nördlich vom Vindhja-Gebirge hausenden Radsch- 
Puten und die Religionssecte der Sikhs in dem von den Nebenflüssen 
des Indus bewässerten Pendschab oder Fünfflußlande. 3)Waißjas, sried- 
liche Stammesgenossen, welche Ackerbau und Viehzucht, sowie auch Handel 
treiben. 4) Sud ras, Unterworfene oder Knechte. Die in früher Vorzeit 
ins Land eingedrungenen Hindus haben auch die ganze Halbinsel unter- 
worfen und einen Theil der dort einheimischen Völker in die Gebirge und 
Wälder zurückgedrängt; von solchen unvermischten Einwohnern finden sich 
noch zahlreiche und bedeutende Reste, dunkelfarbig und selbst schwarz, mit 
krausen Haaren, in verschiedenen Theilen Dekhans vor. Gegen die Hindus 
wiederum drangen von Afghanistan her mohammedanische, später nament- 
lich mongolische Beherrscher schon seit dem 10. Jahrhundert vor, und 
deren Herrschaft erreichte im 16. Jahrhundert, unter den Großmoguls, 
ihre Blüthezeit. Daher rühren die große Zahl mongolischer, türkischer 
und arabischer Mohammedaner in Ostindien und die ihrer Sprache au- 
gehörenden Ortsnamen. Zn derselben Zeit setzten sich allmählig Portugiesen, 
Franzosen und Briten im Lande fest und kämpften unter einander um den 
überwiegenden Einflnß auf dasselbe, bis schließlich die Briten fast das ganze 
Ostindien zu einem englischen Besitzthnme machten. Von den zahlreichen 
einheimischen Fürsten hat ein großer Theil seine Macht gänzlich eingebüßt, 
und einige sind genöthigt worden, mit den Engländern solche Verträge zu 
schließen, daß sie von ihnen abhängige Verbündete derselben sind und 
ihnen keine ganz selbständigen Entschließungen mehr möglich bleiben. — 
In alter Zeit waren die Kasten schroff von einander geschieden; allmählig 
aber flössen sie in einander, so daß einer von reiner Kaste selten wurde. 
Die heut zu Tage noch bestehenden zahlreichen Kasten sind mehr Unter- 
schiede der Beschäftigung und der Berufszweige, werden aber mit _ noch 
größerer Schroffheit aufrecht erhalten, als ehemals, und die von ihnen 
innezuhaltenden Gebräuche und Verbote sind zahllos.
	        
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