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102. Danklied für die Verkündigung des Friedens. 1648. 
Von den vielen Dankliedern, mit denen man die endliche Wiederkehr des 
Friedens feierte, ist eins der berühmtesten das von Paul Gerhardt, aus welchem 
hier drei Strophen mitgeteilt werden. 
Gott Lob! nun ist erschollen 
Das edle Fried- und Freudenwort, 
Daß nunmehr ruhen sollen 
Die Spieß und Schwerter und ihr Mord. 
Wohlauf und nimm nun wieder 
Dein Saitenspiel hervor, 
O Deutschland, und sing Lieder 
Im hohen, vollen Chor. 
Erhebe dein Gemüte 
Zu deinem Gott und sprich: 
Herr, deine Gnad und Güte 
Bleibt dennoch ewiglich! 
Sei tausendmal willkommen, 
Du teure, werte Friedensgab'! 
Jetzt sehn wir, was für Frommen 
Dein Bei-uns-wohnen in sich hab. 
In dir hat Gott versenket 
All unser Glück und Heil, 
Wer dich betrübt und kränket, 
Der drückt ihm selbst den Pfeil 
Des Herzleids in das Herze 
Und löscht aus Unverstand 
Die güldne Friedenskerze 
Mit seiner eignen Hand. 
Das drückt uns niemand besser 
In unser Seel und Herz hinein, 
Als ihr zerstörten Schlösser 
Und Städte voller Schutt und Stein, 
Ihr vormals schönen Felder, 
Mit frischer Saat bestreut, 
Jetzt aber lauter Wälder 
Und dürre, wüste Heid, 
Ihr Gräber voller Leichen 
Und Mutgen Heldenschweiß 
Der Helden, derengleichen 
Auf Erden man nicht weiß. 
103. Die Verwüstung Deutschlands durch den dreißig¬ 
jährigen Krieg. 
Ein Geschichtschreiber, der die Schrecken des Krieges selbst mit erlebt hatte, 
schreibt: 
„Wie jämmerlich stehen nun große Städte! Da zuvor tausend Gassen gewesen 
sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen 
Flecken! Da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Thüren 
oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben 
sie verbrannt, zu Pferdeställen und Marketenderhäusern gemacht, die Altäre entweiht 
und die Glocken hinweggesühret. Ach Gott, wie jämmerlich stehet es ans den Dör¬ 
fern ! Man wandert bei zehn Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, 
nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann oder ein paar alte 
Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voll Leichname und Äser ge¬ 
legen, Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben 
und unter einander, vom Hunger und von der Pest erwürget und voll Würmer, und 
sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Raben gefressen worden, weil niemand ge-
	        
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