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Stücke (Kanonen) von den Wällen abführen. Man hat es gethan. Darnach be¬
gehrte der Oberste, man solle auch die andern Stücke zurückziehen, der König be¬
gehre, nicht ein Stück zu sehen, und es solle auch kein Schuß gethan werden. Man
hat alles gethan, weil der König unser Schutzherr hat sein sollen. Man hat auch
müssen aus allen Orten Hafer, Heu und Stroh nach Türkheim bringen. Dort, so
hieß es, müsse die meiste Reiterei warten, bis der König wieder zurückkomme; aber
es ist auf ein anderes angestellt worden; hätten wir uns gewehrt, so hätten sie keine
Fonrage gehabt.
Nun ist die Nachricht gekommen, der König wäre angekommen. Der erste
Marsch kam an. Unsere Herren (die Stadtobrigkeit, die Ratsherren) fuhren hinaus,
und ist kein einziges Thor zugemacht worden. Mittlerweile rückte die Reiterei in
die Stadt uud hat die Wachen selbst bestellt. Die Stadtsoldaten und Bürger haben
müssen abziehen, und die Franzosen haben oorgewendet, der König wünsche, wenn
er einziehe, daß nicht Bürger und Stadtsoldaten an den Thoren seien, bis er wieder
hinausziehe. Aber es war alles falsch gemeint. Wir haben's, Gott erbarm, wohl
erfahren.
Den andern Tag ist die ganze Macht hereingezogen, auch des Königs Leib¬
garde, aber der König ist nicht herein gekommen; er ist bei der Stadt vorüber ge¬
zogen auf Breisach. Und es sind auf die neuntausend den andern Tag zu Fuß und
zu Pferd hereingezogen, mit ihnen vier große Stück, Kugeln und Pulver und Schau¬
feln und allerhand Sachen und viel Minierer; und hat der geringste Bürger bis
zu sieben in das Haus bekommen, und haben ihnen müssen Essen und Trinken geben.
Den dritten Tag, nachdem sie hereingekommen, haben die ganze Bürgerschaft, Stadt¬
soldaten, Hintersassen und Ledige alles Gewehr müssen auf deu Wagkeller tragen.
Darnach sind die Franzosen über alles Meister gewesen und haben angefangen, das
Zeughaus zu plündern, uud haben alles hinweggeführt für viel tausend Gulden Wert,
und haben die Wälle angefangen zu schleifen und die Ringmauern und alle Türme
niederzureißen. Und auf die hundert Minierer haben die Mauern unter den Wällen
mimert und gesprengt und alles zerstört. Und ist alles offen gemacht worden, daß
ein jeder aus und ein hat können kommen wie in einem Dorfe.
Und haben die Bürger den ganzen Winter die Soldaten erhalten müssen, und
haben diese allen Vorrat helfen aufessen und trinken, also daß es viel arme Leute
hat gegeben. Und im Sommer haben wir viele Durchzüge gehabt."
Aus dem Jahre 1681 erzählt Matthias Tauberer folgendes:
„Anno 1681 den 21. September ist königliche Majestät in Frankreich zum
erstenmale samt seiner Gemahlin und seinem Sohne, dem Dauphin, und samt seinen
Generalen und vielen vornehmen Herren und Frauenzimmern mit vielen Kutschen
nnd vornehmer Reiterei hereingekommen in Kolmar. Es ist sein Reisemarsch aus
Frankreich gewesen, seine Städte zu besuchen, die er bekommen hat. Zum ersten auf
Schlettstadt, ist über Nacht da geblieben. Von Schlettstadt auf Breisach, von Brei¬
sach auf Freiburg, von Freiburg auf Enfisheim, von Ensisheim nachHüningen, dar¬
nach wieder aus Ensisheim und von Ensisheim hier auf Kolmar. Und ist über